Medizin

SARS-CoV-2: „Dualer“ Antikörper VIR-7831 überzeugt in Phase-3-Studie bei leichten Erkrankungen

  • Donnerstag, 11. März 2021
/vipman4, stock.adobe.com
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London – Der monoklonale Antikörper VIR-7831, der in Laborexperimenten beide SARS-Coronaviren neutralisiert hat und deshalb unempfindlich gegen Escapemutationen sein könnte, hat in einer Phase-3-Studie bei Patienten in einem frühen Stadium von COVID-19 die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle deutlich gesenkt. Der Hersteller strebt eine Notfallzulassung an. In-vitro-Studien sollen auf eine Wirksamkeit gegen die wichtigsten zirkulierenden COVID-19-Varianten hindeuten.

VIR-7831 wurde bereits 2003 als S309 im Blut eines Patienten entdeckt, der an SARS erkrankt war. Da die Epidemie erfolgreich beendet werden konnte, bestand zunächst keine Verwendung für den Antikör­per, der inzwischen in rekombinanten Zellen produziert werden konnte, nachdem sein Gen aus den B-Zellen des Patienten isoliert wurde.

Die Situation änderte sich im vergangenen Jahr, als ein Team um Davide Corti vom Schweizer Hersteller Humabs BioMed nachweisen konnte, dass S309 auch gegen SARS-CoV-2 wirksam ist (Nature, 2020; DOI: 10.1038/s41586-020-2349-y).

Die kreuzneutralisierende Wirkung könnte eine besondere Stärke von S309 sein, da der Antikörper offen­bar eine Stelle des Spikeproteins erkennt, die ohne Verlust der Infektiosität nicht verändert werden kann, sprich: Der Antikörper könnte auch gegen die gegenwärtigen (und zukünftige) Varianten von SARS-CoV-2 wirksam sein.

Der Antikörper wird inzwischen als VIR-7831 vom US-Hersteller Vir Biotechnology aus San Francisco zusammen mit dem Konzern GlaxoSmithKline (GSK) mit Sitz in London klinisch gegen SARS-CoV-2 getestet.

An der internationalen Phase-3-Studie COMET-ICE (ohne deutsche Beteiligung) sollen 1.360 Patienten teilnehmen. Einschlusskriterium ist eine bestätigte SARS-CoV-2-Infektion mit Symptomen, deren Beginn nicht länger als 5 Tage zurückliegen durfte. Die Sauerstoffsättigung durfte noch nicht auf unter 94 % abgefallen sein. Die Patienten leiden dann in der Regel noch nicht unter Atemnot.

Dieser frühe Einsatz hat sich für die Antikörper als sinnvoll erwiesen, da die Mittel den Zeitraum bis zum Einsetzen der körpereigenen Antikörperproduktion überbrücken sollen. Sie liefern für diese Zeit eine wenn auch auf einen Antikörper beschränkte „künstliche Immunität“, die im günstigen Fall das Fortschreiten der Infektion stoppen.

Dies scheint nach den jetzt vom Hersteller mitgeteilten Ergebnissen gelungen zu sein. Bei einer Zwischen­auswertung nach Einschluss von 583 Patienten, wurde der primäre Endpunkt, Hospitalisierung wegen COVID-19 oder Tod, im Vergleich zu Placebo um 85 % gesenkt. Der Vorteil war offenbar statis­tisch signifikant. Probleme mit der Verträglichkeit sind nicht aufgetreten.

Weitere Einzelheiten werden nicht genannt. Die Studie werde fortgesetzt, heißt es in der Pressemittei­lung. Die Verblindung sei noch nicht aufgehoben und die Patienten sollen weitere 24 Wochen lang beobachtet werden. Dann sollen weitere Ergebnisse, einschließlich epidemiologischer und virologischer Daten veröffentlicht werden. Dennoch will der Hersteller bereits jetzt eine vorläufige Zulassung in den USA und in anderen Ländern beantragen.

VIR-7831 könnte nach Auskunft des Herstellers auch gegen die derzeit zirkulierenden britischen, süd­afrikanischen und brasilianischen Varianten von SARS-CoV-2 aktiv sein. Darauf sollen Laborexperimente mit pseudotypisierten Viren hindeuten, deren Publikation auf der Plattform bioRxiv angekündigt wird.

rme

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