SARS-CoV-2: EMA beginnt Prüfung von Boosterimpfstoff PHH-1V

Amsterdam – Die europäische Arzneimittelagentur EMA hat ein Zulassungsverfahren für den Impfstoff PHH-1V des spanischen Herstellers Hipra begonnen, der durch 2 Komponenten des Spikeproteins als Booster den Impfschutz gegen SARS-CoV-2 auffischen soll. Ein „rolling review“ ermöglicht es dem Hersteller im Verlauf des Verfahrens aktuelle Studienergebnisse nachzureichen.
PHH-1V gehört wie NVX-CoV2373 von Novavax zu den sogenannten Untereinheitenimpfstoffen, die dem Immunsystem Bestandteile der Virusoberfläche präsentieren. Die Produktion erfolgt in Zellkulturen. Bei PHH-1V bestehen sie aus Eierstockzellen des chinesischen Hamsters.
Bei SARS-CoV-2 ist das Spikeprotein der wichtigste Auslöser für die Produktion von Antikörpern und einer T-Zellantwort. Im Unterschied zu NVX-CoV2373 enthält PHH-1V Komponenten von 2 verschiedenen Viren. Eine Komponente entspricht der Alpha-Variante, die andere der Beta-Variante von SARS-CoV-2. Sie sind in PHH-1V zu einem Protein fusioniert.
Delta und Omikron wurden nicht berücksichtigt. Die Entwicklung von Protein-basierten Impfstoffen dauert länger als bei mRNA-Impfstoffen, was einen gewissen Rückstand zur Evolution des Virus erklärt. Der Hersteller hofft jedoch, dass der breitere immunologische Ansatz auch die Schutzwirkung gegen Omikron verstärkt.
Wie üblich bei Untereinheitenimpfstoffen ist PHH-1V mit einem Adjuvans versehen, das die Immunreaktion verbessern soll. Es handelt sich um MF59C.1, das unter anderem auch bei Grippeimpfstoffen verwendet wird und dessen klinische Sicherheit bekannt ist.
Bisher wurden nur Ergebnisse zu präklinischen Studien publiziert. Bei BALB/c-Mäusen erzielte der Impfstoff die erhoffte starke immunisierende Wirkung mit einem Anstieg der neutralisierenden Antikörper (bioRxiv, 2021; DOI: 10.1101/2021.11.22.469117).
Derzeit wird der Impfstoff in einer klinischen Phase-3-Studie in Spanien, Portugal und Italien an etwa 3.000 Personen ab 16 Jahren getestet, deren Grundimmunisierung mit Comirnaty, Spikevax, Vaxevria oder dem Janssen-Impfstoff mindestens 91 Tage zurück liegt. Alle Teilnehmer erhalten eine Auffrischungsdosis. Die Wirksamkeit soll durch den Vergleich mit Personen ermittelt werden, die eine Auffrischung mit den anderen Impfstoffen erhalten haben.
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