SARS-CoV-2: Hohes Ansteckungsrisiko für andere Personen im Haushalt

Nashville/Tennessee – Menschen, die mit einem SARS-CoV-2-Patienten zusammen leben, haben ein hohes Infektionsrisiko. In einer US-Studie mit täglichen Abstrichen infizierte sich die Hälfte der Mitbewohner, die meisten in den ersten 5 Tagen, wobei die Symptome laut dem Bericht im MMWR (2020; DOI: 10.15585/mmwr.mm6944e1) häufig erst später auftreten.
In 2 Städten in den Bundesstaaten Tennessee und Wisconsin wurden die Angehörigen von 101 SARS-CoV-2-Infizierten gebeten, bei sich selbst täglich einen Abstrich zu machen oder eine Speichelprobe abzugeben. Außerdem sollten sie etwaige Symptome von COVID-19 in ein Tagebuch eintragen.
Innerhalb von 7 Tagen wurden 102 der 191 anderen Haushaltsmitglieder positiv getestet, was eine sekundäre Infektionsrate von 53 % ergab. Allerdings waren bereits 54 Personen bei der ersten Probe positiv. Ob diese sich beim Indexpatienten infizierten, ist nicht ganz sicher. Da die Indexpatienten jedoch zu Beginn der Studie schon median 4 Tage infiziert waren, ist dies wahrscheinlich.
Nur 41 der 102 sekundär infizierten Haushaltsmitglieder hatten bereits am Tag, an dem ihr Test erstmals positiv war, Symptome. Im Verlauf der Studie wurden 68 Patienten symptomatisch. Ihre Symptome traten wenige Tage nach den Symptomen des Indexpatienten auf. Eine Übertragung war demnach häufig und die Infektionen erfolgten zu 75 % innerhalb von 5 Tagen, schreiben Carlos Grijalva vom Vanderbilt University Medical Center in Memphis, Tennessee.
Eine Übertragung der Ergebnisse auf andere Länder ist nur bedingt möglich, da die Größe der Wohnung und die Zahl der Zimmer sicherlich von Bedeutung ist – abgesehen vom Risikobewusstsein und dem Verhalten der Bewohner.
In den US-Haushalten stand für jede Person in etwa ein Schlafzimmer zur Verfügung. Fast 70 % der Indexpatienten gaben an, dass sie am Vortag mehr als 4 Stunden mit einem oder mehreren Haushaltsmitgliedern im selben Raum verbracht hatten. Am Tag nach dem Krankheitsbeginn waren es noch 40 %.
Ebenfalls 40 % der Indexpatienten gaben an, mit einem oder mehreren Haushaltsmitgliedern vor Beginn der Krankheit und 30 % nach Beginn der Krankheit im selben Raum geschlafen zu haben.
Zu den Maßnahmen, die das Infektionsrisiko in einem Haushalt senken können, gehören für Grijalva ein abgetrenntes Schlafzimmer und nach Möglichkeit auch ein eigenes Badezimmer.
Die Selbstisolation sollte beginnen, bevor die Testergebnisse vorliegen. Alle Familienmitglieder sollten eine Maske tragen, vor allem in gemeinschaftlich genutzten Räumen, in denen sich die Mindestabstände nicht einhalten lassen. Andere Mitglieder im gleichen Haushalt sollten sich ebenfalls soweit möglich in Selbstquarantäne begeben, sich aber in jedem Fall von Personen fernhalten, für die eine Infektion ein tödliches Risiko bedeutet.
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