SARS-CoV-2: Impfstoff aus China besteht ersten klinischen Test

Peking − Nach einem US-amerikanischen hat jetzt auch ein chinesischer Impfstoffentwickler erste klinische Ergebnisse zu einer Vakzine gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2 vorgestellt. Der rekombinante Impfstoff erwies sich laut dem Bericht im Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31208-3) als sicher und scheint bei den meisten Probanden eine Schutzwirkung zu erzielen.
Während der Impfstoff der US-Firma Moderna auf der neuen Technologie einer RNA-Vakzine beruht, setzen die Wissenschaftler von CanSino Biologics aus Tianjin, einer Hafenstadt im Norden Chinas, auf ein genetisch modifiziertes Virus.
Die Forscher haben das harmlose Adenovirus Typ 5 (Ad5), das sich im Körper nicht vermehren kann, mit dem Gen für das Spike-Protein von SARS-CoV-2 ausgestattet. Das Spike-Protein wird nach der intramuskulären Injektion des Impfstoffes vom Immunsystem als fremd erkannt.
Die Folge ist eine Immunreaktion, die die Impflinge bei einer späteren Infektion mit SARS-CoV-2 vor einer Erkrankung schützen soll. Vorbild war offenbar ein ähnlicher Impfstoff, den die chinesischen Forscher vor 5 Jahren gegen das Ebola-Virus entwickelt haben.
CanSino Biologics hat zeitgleich mit Moderna Mitte März mit einer Phase-1-Studie begonnen, in der 108 gesunde Probanden mit Ad5-nCoV geimpft wurden. Die Impfungen fanden in Wuhan statt. Vor Beginn der Studie wurde deshalb bei allen Teilnehmern ein Antikörper-Test durchgeführt, um auszuschließen, dass sie bereits immun waren. Nach der Impfung wurden die Probanden für 14 Tage in einem Hotel in Quarantäne geschickt, um eine konkurrierende Infektion mit SARS-CoV-2 zu verhindern.
Die Probanden erhielten eine einzelne Impfung in 3 verschiedenen Dosierungen (die US-Vakzine muss 2 Mal im Abstand von 4 Wochen verabreicht werden). Laut der Gruppe um Wei Chen vom Pekinger Institut für Biotechnologie wurden alle 3 Dosierungen gut vertragen.
In den ersten 28 Tagen nach der Impfung wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse gemeldet. Leichtere bis mittelschwere Reaktionen waren jedoch häufig. Dazu gehörten Schmerzen an der Injektionsstelle (54 %), Fieber (46 %), Müdigkeit (44 %), Kopfschmerzen (39 %) und Muskelschmerzen (17 %).
Unter der höchsten Dosis kam es gelegentlich auch zu schwereren Reaktionen vom Grad 3 wie Fieber (14 %), Müdigkeit (6 %), Muskelschmerzen (3 %), Gelenkschmerzen (3 %) und Dyspnoe (3 %). In der Phase-2-Studie sollen deshalb nur die beiden niedrigeren Dosierungen eingesetzt werden.
Bereits bei der ersten Untersuchung nach 14 Tagen waren bei den meisten Patienten Antikörper nachweisbar. Nach 28 Tagen hatte sich der Titer nach Gabe der niedrigen Impfstoffdosis bei 97 % der Patienten und bei der mittleren Impfstoffdosis bei 94 % vervierfacht. Ein entsprechender Anstieg der protektiven Antikörper war in beiden Gruppe bei 50 % der Probanden nachweisbar.
Hinzu kam eine T-Zell-Reaktion, so dass Wei optimistisch ist, dass der Impfstoff eine ausreichende Schutzwirkung erzielen wird. Weiteres soll jetzt die anlaufende Phase- 2-Studie zeigen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden derzeit 10 Impfstoffe klinisch getestet. In Europa befinden sich darunter eine Vakzine der Universität Oxford, die auf einem nicht replizierenden Adenovirus von Schimpansen (ChAdOx1 nCoV-19) basiert. Das Unternehmen BioNTech aus Mainz lässt seit Ende April einen RNA-Impfstoff an gesunden Probanden prüfen. Die Liste der präklinischen Impfstoffe umfasst derzeit 114 Kandidaten.
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