SARS-CoV-2 offenbar nicht sexuell übertragbar
Salt Lake City/Utah − Die Gefahr, dass das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 die Hoden infiziert und längerfristig sexuell übertragen werden kann, ist offenbar gering. In den Ejakulaten von 34 jungen Männern waren einen Monat nach der Diagnose in keinem einzigen Fall Virusspuren nachweisbar, wie eine Untersuchung in Fertility and Sterility (2020; doi: 10.1016/j.fertnstert.2020.04.024) zeigt.
Bei einigen Infektionen sind die Viren nach der Erholung noch über längere Zeit in der Samenflüssigkeit nachweisbar. Dies gilt nicht nur für das Mumps-Virus, das eine schwere Orchitis auslösen kann, sondern auch für einige neuartige („emerging“) Krankheitserreger wie HIV, Ebolavirus oder Zikavirus.
Chinesische und amerikanische Forscher haben deshalb bei 34 Männern, die sich von COVID-19 erholt hatten, nach Virusspuren in der Samenflüssigkeit gesucht. Die Diagnosen lagen bei der Untersuchung des Ejakulats im Mittel einen Monat zurück. 3 Patienten konnten sich an Beschwerden im Bereich des Skrotums erinnern. Sie waren allerdings nicht untersucht worden, so dass die Diagnose einer Orchitis nicht sicher ist.
Die Forscher haben in der Samenflüssigkeit der Probanden mit der Polymerase-Kettenreaktion nach 2 Genen von SARS-CoV-2 gesucht. Wie das Team um James Hotaling von der University of Utah School of Medicine in Salt Lake City berichtet, fielen alle Tests negativ aus.
Dies ist sicherlich keine Garantie dafür, dass in einer größeren Patientengruppe nicht doch das eine oder andere Mal Viren gefunden worden wären. Noch schließt es aus, dass die Patienten während der symptomatischen Phase die Erreger (auch) sexuell übertragen könnten.
Eine frühere Transkriptom-Analyse hat laut Hotaling jedoch ergeben, dass die Rezeptor ACE2 und das Protein TMPRSS2, die das Virus zum Eintritt in die Zellen benötigt, im Hoden selten vorkommen. Die gemeinsame Expression wurde nur in 4 von 6.490 Zellen gefunden.
Die Chance, dass sich die Viren in den Testes festsetzen, wo sie dann vor dem Angriff des Immunsystem geschützt wären, ist deshalb gering. Mit Sicherheit ausschließen lässt es sich laut Hotaling jedoch nicht.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: