SARS-CoV-2: Viruskonzentration im Rachen bei Klinikaufnahme am höchsten

Hongkong − Patienten, die wegen COVID-19 in einer Klinik behandelt werden, haben zu Beginn der Erkrankung die höchste Viruskonzentration in Rachensekreten. Schwer erkrankte Patienten können laut einer Studie in Lancet Infectious Diseases (2020; DOI: 10.1016/S1473-3099(20)30196-1) länger als 20 Tage infektiös bleiben, obwohl es nach etwa 10 Tagen zur Bildung von Antikörpern kommt, die später eine erneute Infektion verhindern dürften.
Infektiologen des Princess Margaret Hospital und des Queen Mary Hospital in Hongkong haben bei 23 Patienten im Verlauf der Behandlung regelmäßig die Viruskonzentrationen in den Rachensekreten untersucht. Um das Personal zu schützen, wurden keine Abstriche durchgeführt.
Die Patienten wurden gebeten, morgens eine Speichelprobe abzugeben, die sie nach einem Räuspern in eine Schale gespuckt hatten. Insgesamt wurden 173 Proben untersucht, so dass sich der Verlauf der aktiven Infektion gut verfolgen ließ. Wie das Team um Kwok-Yung Yuen berichtet, war die Viruskonzentration bei der Aufnahme in der Klinik am höchsten. Sie ging während des Aufenthalts in der Klinik kontinuierlich zurück.
Von den 21 Patienten, die COVID-19 überlebten, hatten 7, also jeder 3., auch 20 Tage nach Beginn der Behandlung noch Viren in den Speichelproben. Dabei gab es keine signifikante Assoziation zwischen der Schwere der Erkrankung und der Dauer der Virusausscheidung.
Die hohe Viruslast in der frühen Krankheitsphase deutet darauf hin, dass die Patienten in diesem Zeitraum am infektiösesten sind. Dies könnte mit für die hohe Übertragbarkeit von SARS-CoV-2 verantwortlich sein. Das SARS-CoV-2 könnte deshalb auch anfällig für das Auftreten einer antiviralen Resistenz sein, meint Yuen.
Die Viruslast stieg mit dem Alter der Patienten an. Dies könnte die häufig schweren Verläufe bei älteren Patienten erklären. Ein anderer Grund dürfte eine verminderte Reaktion des Immunsystems sein. Die Antikörperbildung setzte um den 10. Tag der Klinikbehandlung ein. Es kam dann zu einem raschen Anstieg der IgG- und IgM-Antikörper, die gegen die Rezeptor-Bindungsstelle auf dem S-Protein oder gegen das Nukleoprotein gerichtet waren, den beiden Bestandteilen der Virushülle.
Bereits am Tag 14 fielen die Antikörpertests bei den meisten Patienten positiv aus. Die Titer deuten laut Yuen auf eine ausreichende Neutralisierung der Viren hin. Die Patienten dürften deshalb – wenigstens vorübergehend – vor neuen Infektionen geschützt sein.
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