Medizin

Schneller Rückgang der Seroprävalenz nach erster COVID-19-Welle in England

  • Dienstag, 27. Oktober 2020

London – Der Anteil der Erwachsenen, die in einem Antikörperschnelltest positiv auf SARS-CoV-2 reagierten, war in drei Querschnittstudien, die 3 bis 6 Monate nach der ers­ten COVID-19-Welle in England durchgeführt wurden, bereits wieder rückläufig. Beson­ders deutlich fiel der Rückgang nach den jetzt im Internet veröffentlichten Ergebnissen bei älteren Menschen aus.

Das britische Gesundheitsministerium hat im Rahmen der REACT-Studie („Real Time Ass­essment of Community Transmission“) zwischen Ende Juni und September dreimal Ein­la­dungen an eine repräsentative Stichprobe von Erwachsenen verschickt. Etwa ein Drittel erklärte sich bereit, den Test selber zuhause durchzuführen, auch wenn dies mit einer Blutprobe aus der Fingerbeere verbunden war.

Zum Einsatz kam ein „Lateral-flow“-Test, der weniger empfindlich ist als die üblichen La­bortests und nur bei einem höheren Antikörpertiter positiv wird. Die Ergebnisse basieren auf insgesamt 365.104 Tests.

Die erste Stichprobe fand 12 Wochen nach dem Gipfel der ersten Welle der COVID-19-Epidemie statt. Damals waren 6,0 % positiv auf SARS-CoV-2. Bei der zweiten Runde, 18 Wochen nach dem Erkrankungsgipfel, fiel die Seroprävalenz auf 4,8 %, und in der dritten Runde, 24 Wochen nach dem Gipfel, hatten nur noch 4,4 %, ein positives Ergebnis.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die durch natürliche Infektionen induzierten Anti­körper nur von kurzer Dauer sein könnten (wie dies bei anderen saisonalen Coronaviren der Fall ist).

Die Tests erlauben jedoch keine Aussage über die Qualität der erzielten Immunität. Dazu ist der Test zu ungenau. Er bestimmt weder die Antikörperkonzentration noch die Antikör­perfunktion. Andere Aspekte der Immunität wie die T-Zell-Immunität bleiben ebenfalls un­berücksichtigt. Die Studie erlaubt auch keine Aussage über die Schutzdauer einer Im­pfung.

Die Antikörperprävalenz war in der Altersgruppe der 18- bis 2 4-Jährigen mit 7,9 % am höchsten und nahm mit dem Alter ab auf 3,3 % bei den ab 75-Jährigen. Bei den jüngeren Personen fiel die Seroprävalenz bis zur 3. Untersuchung auf 6,7 %, was einem relativen Rückgang um 14,9 % entspricht.

In der ältesten Gruppe im Alter ab 75 Jahren sank die Seroprävalenz auf 2,0 %, was einem relativen Rückgang um 39 % entspricht. In der Gruppe mit dem höchsten Risiko auf eine schwere COVID-19 könnte demnach der Antikörperschutz am schnellsten verlorengehen.

In London haben sich den Ergebnissen zufolge bei der ersten Welle 13 % der erwachse­nen Bevölkerung infiziert, im Südwesten des Landes waren es nur 2,8 %. Das Personal von Pflegeheimen hatte zu 19,6 % Antikörper.

Im Gesundheitswesen waren es 12,9 %. Hier gab es bis zur 3. Untersuchung einen leich­ten Anstieg auf 13,4 %. Von den Pflegeheimbewohnern hatten sich am Anfang 3,8 % in­fiziert. Bei der 3. Untersuchung war die Prävalenz auf 7,0 % gestiegen.

Auffallend ist eine hohe Prävalenz bei Menschen dunkler Hautfarbe (17,3 %) und asiati­scher Herkunft (11,9 %) gegenüber 5,0 % bei den „einheimischen“ Engländern. Neben der Bevölkerungsdichte hatte auch die Zahl der Haushaltsmitglieder einen Einfluss auf die Seroprävalenz. Sie stieg von 4,1 % bei Singlehaushalten auf 9,8 %, wenn 7 oder mehr Personen im Haushalt wohnten.

rme

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