Spanische Kohortenstudie: Häufig Long-COVID-Symptome nach Sars-CoV-2-Infektion

Barcelona – Unter Coronainfizierten einer katalanischen Studienkohorte haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer Long-COVID-Symptome entwickelt. Das berichtet ein Team um Manolis Kogevinas und Marianna Karachaliou vom Barcelona Institute for Global Health im Fachblatt BMC Medicine (2025; DOI: 10.1186/s12916-025-03974-7).
Demnach litten 23 % der Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 infiziert hatten, über mindestens 3 Monate hinweg an mindestens einem Long-COVID-Symptom. Ein deutscher Fachmann hält die Aussagekraft der Studie aber für limitiert.
Als Long-COVID-Symptome geben die spanischen Forschenden unter anderem an: Fieber, Appetitlosigkeit, Atemnot, anhaltende Schmerzen in der Brust/Engegefühl, Müdigkeit/ungewöhnliche Erschöpfung, Schüttelfrost/Schwindel, Verlust von Geschmack oder Geruch, Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit/Erbrechen, Muskel-/Gelenkschmerzen, psychologische oder psychiatrische Probleme und Herz-Kreislauf-Probleme.
Das Forschungsteam um Kogevinas und Karachaliou weist darauf hin, dass Angaben zum Long-COVID-Risiko in der wissenschaftlichen Literatur stark schwanken. So kam eine große Metaanalyse von 2022 (JAMA; DOI: 10.1001/jama.2022.18931) zu dem Schluss, dass 6,2 % der symptomatisch Infizierten mindestens ein Long-COVID-Symptom entwickeln. Zum Teil gehen Forschende aber auch von deutlich höheren Zahlen aus.
Bei der Beurteilung von Studien zum Long-COVID-Risiko ist wichtig zu beachten, wie genau Long COVID definiert wurde, welche Varianten die Infektion verursacht haben und welche Gruppe von Menschen untersucht wurde.
Kogevinas, Karachaliou und Kollegen betonen, dass sich bisherige Studien zum Long-COVID-Risiko oft auf Patientinnen und Patienten beziehen, die in der Klinik behandelt wurden. Die nun vorgelegte Studie basiere hingegen auf einer bevölkerungsbasierten Untersuchung.
Insgesamt wurden bei der spanischen Covicat-Studie 3.772 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dreimal untersucht (2020, 2021 und 2023).
2.764 von ihnen infizierten sich während des Studienzeitraums mit Sars-CoV-2. 2.117 Menschen (76,6 %) entwickelten daraufhin keine Long-COVID-Symptome, 647 (23,4 %) waren hingegen betroffen. Bei 139 Teilnehmerinnen und Teilnehmern blieben die Symptome 2 Jahre lang bestehen.
Die häufigsten Symptome waren neurologische Probleme (63 %), muskuläre Probleme (39 %), Atemwegsbeschwerden (28 %) sowie psychologische und psychiatrische Symptome (21 %).
Ein erhöhtes Risiko für Long COVID innerhalb der Studie hatten Frauen, Menschen unter 50 Jahre, Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status sowie Menschen mit schwerer COVID-19-Infektion, mit erhöhten IgG-Werten vor der Impfung, dicke Menschen und Menschen mit früheren chronischen Erkrankungen.
Ein geringeres Risiko für Long-COVID-Symptome hatten geimpfte Menschen, Personen, die bereits eine Infektion mit einer Omikronvariante durchgemacht hatten sowie Menschen, die sich viel bewegten und ausreichend schliefen.
Für Thomas Maibaum, Hausarzt und Mitautor der S1-Leitlinie „Long/Post COVID“, zeigt auch diese Studie, dass „ein nicht geringer Teil der Infizierten auch 2 Jahre nach Infektion noch viele belastende Symptome verspürt“. Allerdings sei der Mehrwert der Studie begrenzt, unter anderem weil die Forschenden bei den erfassten Long-COVID-Fällen nicht zwischen Schweregraden unterscheiden.
Zudem fielen unter die Long-COVID-Definition der Forschenden sehr viele und zum Teil unspezifische Symptome, so Maibaum. Dieses Unspezifische bedinge ein generelles Problem der Long-COVID-Forschung, da viele der erfassten Symptome auch unabhängig von einer Sars-CoV-2-Infektion auftreten können. Die Autorinnen und Autoren weisen auch selbst auf dieses Problem hin. Inwieweit die Ergebnisse der Studie auf andere Länder und Regionen übertragbar sind, ist der Forschungsgruppe zufolge unklar.
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