Medizin

Studie: Coronaviren auf den Tiermärkten in Ostasien weit verbreitet

  • Mittwoch, 12. August 2020
/picture alliance/Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa
/picture alliance/Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Hanoi – Zwei der drei für den Menschen tödlichen Coronaviren stammen aus Ostasien, wo die kulinarischen Vorlieben der Bevölkerung die Entstehung der Epidemien gefördert haben könnte. Viele auf den Märkten angebotene Tiere sind mit Coronaviren infiziert, wie eine Untersuchung aus Vietnam in PLOS ONE (2020; doi: 10.1371/journal.pone.0237129) zeigt, die vor der aktuellen Pandemie durchgeführt wurde.

Wilde Fledermäuse gelten derzeit als das Reservoir aller Coronaviren. Auch die Vorläufer von SARS-CoV 1 und 2 und MERS-CoV werden bei den fliegenden Kleinsäugetieren vermutet. In Vietnam werden Fledermäuse gezüchtet, um aus ihrem Kot den Dünger Guano herzustellen, der dann auf den Feldern ausgebracht wird. Ein Team um Amanda Fine of the Wildlife Conservation Society in Hanoi hat 313 Fledermäuse in Guano-Farmen untersucht. Bei 234 (74,8 %) wurden mit der Polymerase-Ketten-Reaktion Gene von Coronaviren gefunden. Die Mehrzahl der Tiere ist demnach mit Coronaviren infiziert, das bei Fledermäusen keine Krankheitssymptome verursacht. Die Farmen befinden sich in dem dicht besiedelten Land in der Nähe von menschlichen Siedlungen. Menschen könnten sich demnach leicht infizieren, wenn die Viren für sie ansteckend geworden sind.

Ein weiteres verbreitetes Reservoir in Vietnam sind Feldratten. Sie sind wegen der leichten Verfügbarkeit vielerorts eine häufige Speise. In vielen Regionen von Vietnam und Kambodscha steht mindestens einmal die Woche Ratte auf dem Speiseplan. Die Tiere gelten als gesund, nahrhaft, natürlich und krankheitsfrei, berichtet Fine. In Vietnam würden jährlich etwa 3.300 bis 3.600 Tonnen Rattenfleisch verzehrt. Die Bevölkerung kauft sie am liebsten lebend auf dem Wochenmarkt.

Die Untersuchungen der „Wildlife Conservation Society“ zeigen, dass Feldratten ebenfalls häufig mit Coronaviren infiziert sind. Die Tests fielen bei 239 von 702 Tieren (34 %) positiv aus. Interessanterweise steigt die Durchseuchung, je näher die Tiere dem Konsumenten kommen. Bei den Großhändlern waren 20,7 % der Tiere infiziert, auf den großen Märkten stieg der Anteil auf 32,0 % und die Tiere, die in Restaurants serviert wurden, waren zu 55,6 % infiziert.

Neben den Ratten waren noch weitere Nager infiziert. Auf sogenannten Wildfarmen wurden sie bei 60,7 % der Tiere nachgewiesen, aber auch malaiische Stachelschweine (6,0 %) und Bambusratten (6,3 %), die für den menschlichen Verzehr gezüchtet werden, waren häufig mit Coronaviren infiziert.

In den meisten Fällen geht offenbar kein Risiko von den fachgerecht zubereiteten Tieren aus. Die Zahlen machen jedoch verständlich, warum die beiden SARS-Epidemien in Ostasien ihren Ursprung nahmen.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung