Studie identifiziert mögliche Hemmstoffe von SARS-CoV-2

Hamburg – Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie (ITMP) haben vorhandene Wirkstoffe daraufhin untersucht, ob sie SARS-CoV-2 hemmen könnten – und etliche Kandidaten gefunden. Sie stellen ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature vor (2021; DOI: 10.1038/s41597-021-00848-4).
„Als Ergänzung zu den sicheren und wirksamen Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 stellt das Repurposing bestehender Medikamente eine pragmatische Strategie für die Behandlung von COVID-19-Patienten dar“, schreiben die Forscher.
„Repurposing“ bezeichnet eine Neupositionierung von Medikamenten, also den Einsatz für Anwendungen, für die diese Wirkstoffe bislang nicht vorgesehen waren. Dies sei angesichts sich schnell ausbreitender neuer Krankheiten von Vorteil, da der Weg zur Zulassung durch bereits vorhandene präklinische und oft auch klinische Daten erleichtert werde, vorhandene Produktionskapazitäten und Lieferketten genutzt werden und neue Wirkmechanismen auffallen könnten, so die Forscher.
Die ITMP-Wissenschaftler haben eine Sammlung von 5.632 Substanzen gescreent. Für die 67 aktivsten Moleküle haben sie weitere Daten erhoben, um die Aktivität gegen SARS-CoV-2 zu bestätigen. Sie verwendeten dabei unter anderem eine humane epitheliale kolorektale Adenokarzinom-Zelllinie, welche die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) bereitstellte.
„Mehrere Medikamente, die in unserem primären Screening antivirale Aktivität zeigten, haben in früheren Studien keinen Einfluss auf die Zytopathizität von SARS-CoV-2 gezeigt, hemmen aber nachweislich andere Viren“, schreiben die Forscher. Sie nennen unter anderem Dapivirin, Reverse-Transkriptase-Inhibitor, der für die Behandlung von HIV entwickelt wurde und von dem kürzlich gezeigt wurde, dass er eine breite antivirale Aktivität gegen Influenzaviren A und B in vitro besitzt.
„Wir verifizierten die Fähigkeit der bekannten Inhibitoren Camostat, Nafamostat, Lopinavir, Mefloquin, Papaverin und Cetylpyridinium, die zytopathischen Effekte von SARS-CoV-2 zu reduzieren, was die Validität des Assays bestätigt“, berichten die Forscher. Der Ansatz sei also grundsätzlich geeignet, mögliche neue Wirkstoffkandidaten zu identifizieren.
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