Studie: Maskenpflicht senkte Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen in Kanada um mehr als 25 %

Vancouver – Die Verpflichtung der Bevölkerung, in der Öffentlichkeit eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, hat in den verschiedenen kanadischen Provinzen in den ersten Wochen zu einem deutlichen Rückgang von neuen COVID-19-Fällen geführt, berichten Ökonomen in einer Publikation des National Bureau of Economic Research (NBER Working Paper, 2020; 27891). Ohne die Mund-Nasen-Bedeckung wäre es laut den Forschern zu einem rascheren Anstieg der Neuinfektionen gekommen.
Die kanadische Regierung hat es den 10 Provinzen überlassen, ob sie der Bevölkerung eine Mund-Nase-Bedeckung vorschreiben. Innerhalb der Provinz Ontario wurde die Maskenpflicht in 34 Regionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt. Dies hat es dem Ökonomen Alexander Karaivanov von der Simon Fraser University in Burnaby bei Vancouver und Mitarbeiter ermöglicht, den Einfluss der Maskenpflicht auf die Epidemie zu untersuchen.
Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass es in den ersten Wochen nach der Einführung der Maskenpflicht im Juli und August in den Regionen von Ontario zu einem durchschnittlichen wöchentlichen Rückgang der neu diagnostizierten COVID-19-Fälle um 25 bis 31 % gekommen ist.
In der Analyse zu den einzelnen kanadischen Provinzen betrug die Reduktion sogar 36 bis 46 %. Dabei haben sich längst nicht alle Kanadier an die Vorgaben gehalten. Eine Analyse von Umfragen ergab, dass die Maskenpflicht den Anteil der Personen, die eine Maske trugen, um 30 Prozentpunkte erhöht hat.
Eine Computersimulation ergab, dass eine frühzeitige landesweite Maskenpflicht ab Anfang Juli die Zahl der neuen COVID-19-Fälle in Kanada Mitte August um 25 bis 40 % gesenkt hätte. Im ganzen Land wären dann 700 bis 1.100 weniger Fälle pro Woche aufgetreten.
Die Maskenpflicht hatte damit nicht ganz den Effekt des Lockdowns. Die strengen Beschränkungen für Unternehmen und Versammlungen (einschließlich Einzelhandel, Restaurants und Bars) waren mit einem wöchentlichen Rückgang der Neuinfektionen um 48 bis 57 % verbunden. Ohne die Maskenpflicht müsste nach einer weiteren Computersimulation jedoch mit einem steilen Anstieg der Neuinfektionen (und damit wohl mit einem erneuten Lockdown) gerechnet werden.
Zu einem ähnlichen Ergebnis war im Juni ein Team um Prof. Klaus Wälde von der Universität Mainz gekommen. Nach den Berechnungen des Volkswirts haben die Gesichtsmasken die tägliche Wachstumsrate der gemeldeten Infektionen um rund 40 % reduziert.
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