Medizin

Umfrage in den USA: Öffentlichkeit weiß wenig oder Falsches zum humanen Papillomvirus

  • Mittwoch, 5. März 2025
3D-Grafik von HP-Viren /Kateryna_Kon - stock.adobe.com
3D-Grafik von HP-Viren /Kateryna_Kon - stock.adobe.com

Columbus – Fast die Hälfte aller erwachsenen US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner glaubt, dass Infektionen mit dem humanen Papillomvirus (HPV) bei Frauen häufiger sind als bei Männern. Dabei liegt das Virus bei letzteren in Wirklichkeit häufiger vor, getestet werden indes nur Frauen.

Dies ist eines von mehreren Ergebnissen einer Umfrage unter 1.005 Teilnehmern mit eine Mindestalter von 18 Jahren, die das Ohio State University Comprehensive Cancer Center (OSUCCC) jetzt in einer Pressemitteilung veröffentlichte.

Die Umfrage sollte Aufschluss über das Wissen der Öffentlichkeit über das wenig bekannte, aber weit verbreitete Virus geben. Es ging vor allem um die Vorstellung der Befragten, wie es verbreitet wird und welche Auswirkungen es auf das Krebsrisiko hat. Die Ergebnisse der Umfrage waren eindeutig: Die meisten Befragten wussten nicht viel über HPV und sein langfristiges Krebsrisiko. Darüber hinaus haben sie falsche Vorstellungen davon, wie die Infektion verbreitet wird.

So äußerten 42% die nicht zutreffende Ansicht, dass HPV bei Frauen häufiger ist. Noch etwas weiter verbreitet war mit 45% der Befragten die Unkenntnis darüber, dass HPV auch mit anderen Krebserkrankungen als dem Zervixkarzinom assoziiert ist. Das Virus wird über dieses häufige gynäkologische Malignom hinaus vor allem mit oropharyngealen Krebserkrankungen, namentlich an den Tonsillen und der Zungenbasis in Verbindung gebracht.

Der am OSUCCC wirkende Kopf- und Halschirurg Dr. Matthew Old äußerte in der Mitteilung seine Besorgnis über die rasch ansteigenden Raten von HPV-bedingten Krebserkrankungen des Oropharynx. Er wies darauf hin, dass diese Krebsarten bei Erwachsenen zwischen 45 und 65 Jahren bald zu den häufigsten gehören könnten, wenn sich dieser Trend fortsetzt. Unter älteren Männern könnten sie schon in 10 Jahren die häufigste Krebserkrankung darstellen.

„Es kann Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, bis die durch HPV verursachten genetischen Veränderungen wirksam werden und sich in Krebs umwandeln", betont Old. Einmal dem Virus ausgesetzt, gebe es derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten für HPV-Infektionen. Viele, die nicht geimpft sind, trügen unwissentlich Hochrisikostämme des Virus in sich und verbreiten sie. „Deshalb ist die Impfung so wichtig.“

In den USA gelten 42% der Bevölkerung als mit HPV infiziert. Hier setzt eine weitere in der Umfrage zutage getretene Fehlinformation an: 40% glauben, dass man bei einer HPV-Infektion Symptome verspürt. In Wirklichkeit sind die ersten Symptome allzu oft bereits Ausdruck einer Krebserkrankung.

Die Krebsforscherin Dr. Electra Paskett wies darauf hin, dass das mangelnde Wissen über das Krebsrisiko und die Ausbreitungswege des Virus, über Speichel und Ejakulat beim Sex, zahlreiche Menschen gefährde: “Wir haben einen Impfstoff, der das Risiko einer HPV-Infektion nachweislich um bis zu 90 % verringert." Dies sei ein wirksames Instrument zur Krebsprävention, das erst in den letzten Jahrzehnten zur Verfügung stehe. Jetzt könne man anhand der wissenschaftlichen Daten sehen, wie sich diese Impfstoffe auswirken.

Paskett wies darauf hin, dass der HPV-Impfstoff zwar im Alter zwischen 9 und 12 Jahren empfohlen wird, um eine maximale Wirksamkeit zu erreichen (vor einer möglichen HPV-Exposition), dass er aber in den USA jetzt auch für Erwachsene bis zum Alter von 45 Jahren erhältlich ist.

Obwohl es den Impfstoff seit 2006 gibt, hat das fehlende Bewusstsein, dass er Krebs in späteren Lebensjahren verhindern kann, den Fortschritt bei der Prävention dieser Krebsarten verlangsamt. Die Centers of Disease Control and Prevention (CDC) schätzen, dass durch eine rechtzeitige HPV-Impfung allein 90 % der Gebärmutterhalskrebsfälle verhindert werden könnten. Nur etwa die Hälfte (56,9 %) der Kinder, die für die Impfung in Frage kommen, haben sie indes erhalten. Und es werden mehr Mädchen und Frauen geimpft als Jungen und Männer.

rdg

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