Vertikale Transmission von SARS-CoV-2 von der Mutter auf das Kind ist selten

Birmingham – Schwangere übertragen SARS-CoV-2 nur selten auf das ungeborene Kind. Eine Metaanalyse zeigt eine SARS-CoV-2-Positivitätsrate unter 2 % bei Neugeborenen, deren Mütter mit dem Virus infiziert waren. Allerdings spielt offenbar die Schwere der maternalen COVID-19-Erkrankung eine Rolle, wie die Autoren im British Medical Journal berichten (DOI: 10.1136/bmj-2021-067696).
Sei eine Schwangere mit SARS-CoV-2 infiziert, bestehe die Sorge einer Übertragung des Virus von der Mutter auf das Kind, schreiben John Allotey vom WHO Collaborating Centre for Global Women’s Health an der University of Birmingham und seine Kollegen.
„Das Virus sowie Virusfragmente wurden im Blut, der Plazenta, dem Fruchtwasser und der Muttermilch nachgewiesen. Auch die vertikale Transmission von SARS-CoV-2 ist mittlerweile bestätigt worden“, berichten sie. Wie oft Neugeborene infizierter Mütter allerdings positiv auf SARS-CoV-2 testen, dazu gibt es bislang sehr uneinheitliche Ergebnisse.
In die Metaanalyse wurden 206 Kohortenstudien mit Schwangeren und Frauen kurz nach der Entbindung eingeschlossen, bei denen eine SARS-CoV-2-Infektion diagnostiziert worden war. Um das Timing und die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von der Mutter auf das Kind beurteilen zu können, flossen außerdem 266 Fallserien und Fallberichte in die Untersuchung ein. Alle Studien wurden durchgeführt, bevor sich die 1. besorgniserregenden SARS-CoV-2-Varianten (variants of concern) verbreitet hatten.
Die Metaanalyse umfasste letztlich insgesamt 28.952 Mütter und 18.237 Babys. Von 14.271 Babys lagen PCR-Testdaten zum SARS-CoV-2-Status vor. 1,8 % der Babys, deren Mütter eine SARS-CoV-2-Infektion hatten, testeten nach der Geburt ebenfalls positiv auf das Virus.
Daten zum Zeitpunkt der Ansteckung und dem Outcome
Für 592 SARS-CoV-2-positive Babys lagen Daten zum Timing der Exposition vor, bei 14 wurde die vertikale Übertragung zwischen Mutter und Kind bestätigt. Bei 7 Babys fand sie im Mutterleib statt, bei 2 Babys während der Geburt und bei 5 Babys in der frühen postnatalen Phase.
Für 800 SARS-CoV-2-positive Babys lagen Daten zum Outcome vor: 20 waren Todgeburten, 23 starben als Neugeborene und 8 waren frühe Aborte. 749 Babys waren beim Ende der Nachbeobachtung am Leben.
Als Faktoren, die mit einer SARS-CoV-2-Infektion beim Nachwuchs assoziiert waren, erwiesen sich eine schwere COVID-19-Erkrankung der Mutter (OR 2,4), eine Einweisung der Mutter auf die Intensivstation (HR 3,5) und eine postnatale Infektion der Mutter (HR 5,0). Keine Assoziation fand sich dagegen mit Vaginalgeburten, dem Stillen oder dem Mutter-Kind-Kontakt nach der Geburt.
Die Autoren um Allotey betonen, dass weiter erforscht werden müsse, wie sich das Aufkommen von Virusvarianten auf die Übertragung von der Mutter auf das Kind auswirke.
„Es ist wichtig, die sich verändernde Landschaft der COVID-19-Pandemie zu berücksichtigen, etwa die Prävalenz von COVID-19 in verschiedenen Regionen, den Effekt der Impfprogramme und die Auswirkungen bekannter und möglicherweise noch auftretender Virusvarianten.“
Aus diesem Grund handelt es sich bei diesem Artikel um einen „Living Review“, er wird von den Autoren noch mindestens 2 Jahre lang mit neuer Evidenz aktualisiert werden.
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