Medizin

Wie sich SARS-CoV-2 ohne Masken im Flugzeug ausbreitet

  • Mittwoch, 19. August 2020
/aapsky, stock.adobe.com
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Frankfurt am Main – Eine Rückreise im Flugzeug zusammen mit einer Gruppe von 7 mit SARS-CoV-2 infizierten Personen, von denen keiner einen Mund-Nase-Schutz trägt, dürfte für viele Touristen heute ein Alptraum sein.

Anfang März, auf dem Höhepunkt der ersten COVID-19-Welle, gab es jedoch noch keine Maskenpflicht. Die Ergebnisse einer jetzt in JAMA Network Open (2020; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.18044) vorgestellten Kontaktuntersuchung zeigen, dass es unter diesen Bedingungen zu Infektionen über die sogenannte Sicherheitsgrenze von 2 Sitzreihen hinaus kommen kann.

Die 7 Infizierten gehörten zu einer Gruppe von 24 Personen einer Reisegruppe, die in Israel Kontakt zu einem Hotelangestellten hatten, der später an COVID-19 erkrankte. Alle 24 Personen wurden nach der Ankunft in Frankfurt getestet. Dabei wurden die 7 Infizierten entdeckt: 4 litten an Symptomen, 2 erkrankten später, 1 blieb asymptomatisch.

Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse konnten die Behörden 71 der übrigen 78 Passagiere kontaktieren, 8 berichteten über Symptome, von denen 1 später in einem Antikörpertest positiv reagierte.

Eine weitere Infektion wurde unter den 63 asymptomatischen Mitreisenden gefunden. Beide Personen könnten sich nach Einschätzung von Sandra Ciesek vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Frankfurt während des Aufenthalts im Flugzeug angesteckt haben. Denn beide hatten ihren Sitz in unmittelbarer Nähe zu den 7 Infizierten – in den gleichen Reihen wie die Infizierten, aber auf der anderen Seite des Mittelgangs.

Dass es nicht zu mehr Infektionen gekommen ist, führt die Virologin auf die Klimaanlage in dem Flugzeug zurück. Die Luft strömt von Öffnungen in der Decke und von vorne nach hinten. Die 7 Infizierten hatten in einer der letzten Reihen gesessen.

Dass die Viren über den Mittelgang hinweg andere Passagiere infizierten, entspricht den Erfahrungen, die in anderen Studien bei Grippeinfizierten gemacht wurden.

Auch während der ersten SARS-Epidemie ist es in einem Flugzeug über den üblichen 2-Reihen-Sicherheitsabstand hinweg zu Infektionen gekommen, was für eine aerogene Übertragung (über die Reichweite von Tröpfcheninfektionen hinaus) spricht.

rme

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