Pharmanews

Daten­bank für Real World Data zu assis­tier­ten Reproduk­tions­tech­nolo­gien

  • Freitag, 8. September 2023
  • Quelle: Merck KGaA

Anlässlich des 39. Jahreskongresses der Europäischen Gesellschaft für humane Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE), der vom 25. bis 28. Juni in Kopenhagen stattfindet, wurde die neue und eine der wichtigsten Datenbank für reale Daten (RWD) über die assistierte Fertilisation (Assisted Reproductive Technology - ART) zu Forschungszwecken vorgestellt.

/andrey_orlov, stock.adobe.com
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Die RWD wurden im Rahmen des europäischen Projekts OPERA (Observational retrospective ProjEct for a Research database for ART procedures) erhoben, das von klinischen Fachleuten auf dem Gebiet der ART entwickelt und von der FROM (Fondazione per la Ricerca Ospedale di Bergamo [Forschungsstiftung Krankenhaus Bergamo] ETS) gesponsort wurde. Die pharmazeutischen Unternehmen Merck KGaA und IBSA SA haben ihre finanzielle Unterstützung nach den geltenden Bestimmungen zugesagt. Das Auftragsforschungsinstitut (Contract Research Organization, CRO) Advice Pharma Group war für die Durchführung der Studie verantwortlich.

Im Einzelnen hat FROM als Sponsor der Studie die allgemeine Studienkoordination übernommen und zur Entwicklung eines Modells für die Nutzung von zuvor erhobenen Daten für klinische Zwecke beigetragen, die der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden, um weitere Forschungsaufgaben zu generieren und zu überprüfen.

Die Studie

An dem im Juni 2022 begonnenen Projekt OPERA sind 18 Kliniken mit Erfahrungen in ART-Verfahren in den beiden Ländern Deutschland und Italien (jeweils neun Kliniken) beteiligt. Die beteiligten Kliniken nutzen zur Datenerhebung die Software MedITEX® DB, die in Europa, einschließlich Deutschland und Italien weit verbreitet ist. Die zuständigen Ethikkommissionen und Datenschutzbeauftragten haben das Studienprotokoll geprüft.

Erhoben wurden u. a. die mittlere Zyklusanzahl, die verwendeten Protokolle, die Anzahl der gewonnenen Eizellen und ihr Reifegrad, die Anzahl der entstandenen und kryokonservierten Embryonen, die Schwangerschafts- und Geburtenrate pro Embryotransfer sowie die Schwangerschafts- und Geburtenrate nach Alter der Frauen oder anderen Eigenschaften wie Raucherverhalten und Body-Mass-Index. Die erste Datenextraktion erfolgte im Januar 2023 an den ersten 10 Zentren, für die ein positives Votum der Ethikkommission vorlag.

Die wichtigsten Ergebnisse

Im Rahmen von OPERA wurden bis heute 107.000 Zyklen erfasst. Im Rahmen von ESHRE wurden die Ergebnisse der Datenanalyse der 18 teilnehmenden Studienzentren vorgestellt. Im Einzelnen entfielen 11.553 (25,7 %) Zyklen auf die In-vitro-Fertilisation (IVF) und 31.202 (69,3 %) auf die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Bei 2.282 Zyklen (5,1 %) handelte es sich um eine Kombination aus beiden Techniken.

Stimulationsprotokolle der einzelnen Zyklen: 10.538 mit variablen Antagonisten (38,43 % der Gesamtzahl); 8.574 mit einem Antagonisten nach einem nicht angegebenen Schema (31,27%); 6.665 mit einem Agonisten nach langem Protokoll (24,31 %); 1.511 mit einem Agonisten nach kurzem Protokoll (5,51 %) und 96 mit Antagonisten nach festem Protokoll (0,35 %).

Die mittlere Anzahl der entnommenen Eizellen betrug 11,28 bei einer Standardabweichung (SD) von 8,38 und einem Median von 10,0. Die mittlere Anzahl mit 2 Vorkernen betrug 2,5 und die mittlere Anzahl von 2 pronukleären Eizellen (2PN) betrug 3,7 bei einer Standardabweichung (SD) von 4,2 und einem Median von 3,00. Ferner erhielt man durchschnittlich 3,5-mal 8 Zellen (SD von 8,38 und Median von 10,0). Die mittlere Embryonenzahl mit 8 Zellen am dritten Tag betrug 2,0 (SD von 1,3 und Median von 2,0). Es wurde auch die Rate der erfolglosen Zyklen ohne gewonnene Eizelle dokumentiert (4,8 %). Von den erfassten Zyklen stammten insgesamt 2,9 % von tiefgefrorenen Eizellen und 8,2 % von 2-PN oder tiefgefrorenen Embryonen. Die ET wurden größtenteils (40 %) fünf Tage nach Entnahme der Eizellen durchgeführt.

Studienziel

Das Projekt OPERA dient der Erstellung einer multizentrischen internationalen Datenbank. Im Rahmen von OPERA werden anonymisierte Daten der elektronischen Krankenakten (MedITEX®) von verschiedenen europäischen Zentren in Deutschland und Italien erhoben, die auf die medizinisch assistierte Reproduktion (MAR) spezialisiert sind.

OPERA stellt eine solide Informationsquelle für die Entwicklung von RWE-Studien, die Erstellung einer deskriptiven Analyse von MAR-Verfahren und Eigenschaften der Paare sowie die Beurteilung der Wirksamkeit der verschiedenen MAR-Verfahren zur Verfügung.

Francesco Fusi, leitender Prüfarzt und wissenschaftlicher Koordinator für die italienischen Zentren, Professor für Physiopathologie der Reproduktion an der Universität Bicocca, Leiter der IVF-Abteilung der Gynäkologieeinheit 2, ASST Papa Giovanni XXIII, Bergamo: „OPERA liefert eine solide Informationsquelle für die Entwicklung von RWE-Studien, die Erstellung einer deskriptiven Analyse von ART-Verfahren und Eigenschaften der Paare sowie die Beurteilung der Wirksamkeit der verschiedenen ATR-Verfahren. Aufgrund der Informationsmenge einer derart großen Datenbank kann es viele Fragen, die sich im Klinikalltag ergeben, wie beispielsweise die Wahl des Protokolls für eine Patientin mit bestimmten körperlichen Eigenschaften, Verhaltensweisen und einem bestimmten Alter beantworten. Ferner sind Informationen über die tatsächliche Wirksamkeit der verschiedenen Protokolle zur Endometrium-Vorbereitung beim Transfer von tiefgefrorenen Embryos und bei den verschiedenen Patientinnen oder über den Einfluss der Zusatzbehandlungen verfügbar. Es sind zahlreiche Untersuchungen möglich. Ein entsprechendes Gremium wird die wissenschaftlichen Forschungsanträge der einzelnen Gruppen beurteilen, die an der Datenerhebung teilnehmen“.

Seit 40 Jahren erfassen die Fachkliniken in nationalen Registern Daten über die Behandlungszyklen mit Reproduktionstechniken (ART). Die erhobenen nationalen Daten werden wiederum auf internationaler Ebene erfasst. Diese Daten dienen der Beschreibung von langfristigen Tendenzen bei der Anwendung von ART und deren Ergebnissen. Dennoch können die Register aufgrund der Datenerfassung- und Auswertung häufig keine Informationen auf der Ebene von Patienten und Behandlungszyklen liefern. Darüber hinaus können die nationalen Register den Zugriff auf die Rohdaten für die offene Forschung aus politischen, infrastrukturellen oder gesetzlichen Gründen einschränken.

mr

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