Polarpsychiater

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  • Donnerstag, 12. Februar 2009

Fast alle Psychiater sind staatlich angestellt, einige wenige mit Anbindung an die Versicherungskasse privat praktizierend, manche auch beides.

Die Arbeitssituation ist in Nordnorwegen recht in Ordnung, man arbeitet 37,5 Stunden und bekommt 5 Wochen bezahlten Urlaub, mehrere bezahlte Weiterbildungen und im Norden ca. 4 Wochen pro Jahr sogenannte Permission, d. h. man kann nach 5 Jahren einige Monate etwas schreiben, forschen oder im Ausland Erfahrungen sammeln. Bis zu 1 Jahr kann man Permission ohne Lohn bekommen.

Psychiater arbeiten meist in sogenannten distriktspsychiatrischen Zentren, wo sie in aller Regel eine zentrale Funktion für Diagnostik und Behandlung haben. Hier ist die Kombination von medikamenteller und psychotherapeutischer Behandlung gut verwirklicht.

In der Psychotherapie ist man modern, aber nicht dogmatisch. Die fachliche Integration mit der Somatik ist (noch) nicht gut gelungen, Psychosomatik nur in großen Zentren angewendet. Es gibt mehrere Fachkliniken für die psychotherapeutische Behandlung in ausgesprochen guter Qualität. Ein Großteil der psychiatrischen Basisversorgung wird von den sozialpsychiatrischen Diensten der Kommunen erbracht, die sehr selbstständig und mit eigenen Konzepten arbeiten, oft in Kooperation mit der Versicherungskasse (diese ist Kranken und Rentenversicherung und Arbeitsamt zusammen).

Man beginnt auch Konzepte zur Reintegration zu entwickeln. Fachpsychologen sind in einigen Bereichen den Psychiatern als Spezialisten gleichgestellt. Die Umgangsformen sind recht locker, freundlich; man ist hier im Norden natürlich dem Wetter deutlich mehr ausgesetzt und akzeptiert etwa daraus resultierende Verspätungen mit einem Achselzucken. (Es gibt allerdings auch eine hervorragende Katastrophenvorsorge.)

Bei 78.000 Einwohnern auf 18.000 Km² sind in diesem Landesteil 5 festangestellte Psychiater, dazu ot noch einige "geliehene". Wegen des Mangels an Fachkräften lassen sich Fachleute aus Schweden und Dänemark von Ausleihfirmen "verleihen", dies tut man in den extra freien Zeiten, die man für Wachen bekommt. Manchmal trifft man auch Kollegen, die nur noch so arbeiten, hat auch seine Reize...

Kirchner

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