Ablauf von Zertifikaten: Regierung will Austausch von Konnektoren verhindern

Berlin – Um sich mit der Telematikinfrastruktur (TI) verbinden zu können, benötigen Ärzte Konnektoren. Die dafür notwendigen Stammzertifikate sind aber nicht dauerhaft gültig. Das verdeutlicht eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag. Sie versichert darin, dass die Gematik an Lösungen arbeitet.
Der Antwort zufolge laufen ab September 2022 acht Prozent der Stammzertifikate ab. Im Jahr 2023 sollen 31 Prozent ihre Gültigkeit verlieren, 2024 sind es weitere 29 Prozent und 2025 32 Prozent. Die Angaben fußen laut Bundesregierung auf Schätzungen. Exakte Angaben liegen ihr nicht vor.
Die Folge eines abgelaufenen Zertifikates wäre Stand heute, dass die Konnektoren ausgetauscht werden müssten. Die Regierung stellt in der Antwort aber klar, dass man genau das verhindern will. Demnach arbeitet die Gematik derzeit an „verschiedenen technischen Lösungen“, mit denen ein „Konnektoraustausch mit Ablauf der Zertifikate vermieden werden kann“, heißt es.
Ein Lösungsfindung könne nur zusammen mit den Herstellern der Konnektoren gelingen, teilte die Gematik dem Deutschen Ärzteblatt auf Nachfrage mit. „Die Gematik erarbeitet daher gemeinsam mit den Herstellern Lösungen, um einen reibungslosen Betrieb von Praxen und Krankenhäuser auch über das Laufzeitende der Zertifikate hinaus sicherzustellen“, so der Gematik-Sprecher.
Wie diese Lösungen aussehen, ist derzeit noch offen. Wahrscheinlich ist aber, dass die heutigen Konnektoren durch softwarebasierte Lösungen ersetzt werden könnten. Gematik-Chef Markus Leik Dieken hatte kürzlich erneut bei verschiedenen Veranstaltungen zum Thema betont, dass dies die Basis für neue „Zukunftskonnektoren“ sein solle.
Die Regierung schreibt dazu in ihrer Antwort lediglich, dass sich in Bezug auf alternative Zugangsmöglichkeiten, die einmal den Konnektor ersetzen sollen, Zukunftskonnektoren oder „Zukunftskonnektordienste in der „Konzeption“ befinden.
Dazu gehöre eine umfassende Prüfung, mit welchen Mechanismen die notwendige Sicherheit, kurze Entwicklungszyklen für Innovationen sowie eine frühestmögliche sowie stabile Bereitstellung der Zugänge erreicht werden könne. Vorgesehen ist, solche Lösungen zum 30. Juni 2022 zu spezifizieren und zum 1. Januar 2023 verfügbar zu machen.
Die Gematik stellte klar, dass es sich bei den Begriffen um eine Metapher für die Erarbeitung einer zukunftsgerichteten Lösung handelt, die insbesondere auch neuen Nutzergruppen im Gesundheitswesen, die bisher noch nicht angeschlossen sind, einen Zugang zu den Anwendungen der Telematikinfrastruktur ermöglichen sollen.
Ob solche Lösungen ganz ohne Hardware funktionieren können, bezweifeln manche Abgeordnete im Parlament. „Ich glaube nicht, dass wir den Hardwarekonnektor so schnell einfach abschaffen können. Das wäre aus Gründen der Datensicherheit nicht zumutbar“, sagte der SPD-Abgeordnete Dirk Heidenblut dem Handelsblatt.
Die Gematik glaubt aber daran. Man halte softwarebasierte Lösungen für denkbar, sagte sie dem Handelsblatt. Dabei würden nicht ganze Netzwerke angeschlossen, sondern jeweils einzelne Dienste angesprochen.
„In einem sich immer weiter digitalisierendem Gesundheitssystem entstehen zunehmend digitale Angebote außerhalb der Telematikinfrasttruktur, die von medizinischen Einrichtungen verwendet werden“, erklärte ein Gematik-Sprecher. Zur Nutzung von Internetangeboten im Allgemeinen sei die Sicherheit von IT-Systemen der Praxen und Krankenhäuser eine notwendige Voraussetzung.
Sie leite sich aus dem verantwortungsvollen Umgang der Ärzte mit dieser Thematik und weiteren Regelungen wie etwa der IT-Sicherheitsrichtlinie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ab. Somit sei die Notwendigkeit eines Konnektors für den Zugang zu dedizierten Diensten innerhalb eines geschlossenen Netzes der Telematikinfrastruktur nicht mehr gegeben.
Ein ganzheitlicher Ansatz für das digitale Gesundheitswesen sei sinnvoll, in dem sich die Dienste der Telematikinfrastruktur eingliederten und somit ebenfalls direkt durch das Internet verfügbar würden.
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