Bei Impfstoffzulassung gilt Sorgfalt vor Schnelligkeit

Berlin – Die Bundesregierung hat Vorwürf zurückgewiesen, die Zulassung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 würde nicht schnell genug gehen. Sorgfalt und Zuverlässigkeit des Impfstoffes hätten „oberste Priorität“, sagte ein Sprecher des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) heute vor Journalisten. Das stehe „deutlich vor der Frage“, wie schnell so etwas gehe.
Das Ministerium reagierte damit auf Äußerungen des Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt. Er hatte dem Deutschlandfunk gesagt, er halte eine Prüfdauer von vier Wochen für zu lang. Schließlich müsse nicht der Impfstoff selbst untersucht, sondern es müssten nur Studien geprüft werden, die in den vergangenen Monaten erstellt worden seien.
„Ich glaube, dass man das schneller schaffen kann“, betonte Reinhardt. Er rief die Europöische Union dazu auf, Einfluss auf die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) zu nehmen, um die Prüfung zu beschleunigen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte erst vorgestern betont, er gehe davon aus, dass die EMA „Tag und Nacht“ an der Prüfung arbeite. Pflegekräfte, Ärzte und andere arbeiteten in der Krise gerade Tag und Nacht und an jedem Wochenende, sagte der CDU-Politiker. Daher dürfe man auch von der EU-Zulassungsbehörde erwarten, dass sie schnellstmöglich zu einer Entscheidung komme.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hatte erklärt, das Gutachten der EMA spiele für das Verfahren der Impfstoffzulassung eine besondere Rolle. Es gehe in der EU um eine „zentralisierte Marktzulassung“. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. Allerdings sei die Impfstoffsicherheit „oberste Priorität“, sagte sie. Wenn die Empfehlung der EMA vorliege, könne eine Zulassung innerhalb der EU in wenigen Tagen erfolgen.
In Deutschland werden nach Angaben der Bundesregierung alle, die sich gegen Corona impfen lassen wollen, Anspruch auf eine kostenlose Impfung erhalten. „Die Impfung wird kostenlos sein, egal ob und wie jemand versichert ist“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin.
Regierungssprecher Steffen Seibert wiederholte noch einmal, dass die Impfung freiwillig sein werde. Er kündigte eine „sehr umfangreiche“ Informationskampagne der Regierung zu allen Fragen der Impfung an. Man hoffe, damit sehr viele Menschen überzeugen zu können. Pläne, Menschen dafür zu bezahlen, sich impfen zu lassen, gebe es nicht, sagte Seibert auf eine entsprechende Nachfrage.
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