Bundesregierung fördert acht Forschungsprojekte für Coronamedikamente

Berlin – Die Bundesregierung fördert acht Forschungsvorhaben zur Entwicklung von Medikamenten gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Auf Empfehlung des eingesetzten Expertengremiums hin würden in den nächsten Wochen die Förderentscheidungen fallen, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) heute in Berlin. In dem Förderprogramm stehen zunächst 50 Millionen Euro zur Verfügung – die Pharmaindustrie fordert eine kräftige Aufstockung.
Die Wissenschaftler in den acht unterstützten Projekten verfolgen laut Karliczek unter anderem Behandlungsansätze mit verschiedenen Antikörpern sowie einem RNA-Wirkstoff. Die Arzneimittelkandidaten befinden sich kurz vor der klinischen Entwicklung.
Die Ministerin dämpfte aber die Hoffnung auf schnelle Durchbrüche. „Aus den vielen Gesprächen, die ich mit Forscherinnen und Forschern führen durfte, ist immer wieder sehr deutlich geworden: Wir können keine Wunder erwarten“, sagte sie. Die Entwicklung von Arzneimitteln dauere in der Regel Jahre, manchmal auch Jahrzehnte.
In dem aktuellen Förderprogramm konnten sich Unternehmen und Wissenschaftler bis Mitte Februar bewerben. Weil einige vielversprechende Forschungsvorhaben mehr Zeit benötigten, um die Förderbedingungen zu erfüllen, soll es laut Karliczek eine weitere Einreichungsfrist im Sommer geben.
Die Ministerin unterstrich die Bedeutung der Medikamentenforschung bei der Pandemiebekämpfung. Die Arzneimittel würden auch benötigt, wenn ein Großteil der Menschen geimpft sei. „Denn wir müssen davon ausgehen, dass das Virus uns weiter begleiten wird.“ Zudem könne oder wolle nicht jeder und jede geimpft werden und nicht bei allen Geimpften werde ein vollständiger Schutz vor Erkrankungen erreicht.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) verlangte angesichts der aufwendigen Medikamentenentwicklung eine kräftige Aufstockung der Fördergelder. „Wir brauchen mindestens das Zehnfache, um die Entwicklungsansätze von dringend benötigten Arzneimitteln zum Patienten zu bringen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen.
Die verschiedenen beschlossenen und angekündigten Förderprogramme seien zwar erfreulich. „Offenbar ist aber die Bundesregierung weiterhin nicht gewillt, den entschiedenen Willen aufzubringen, um die nationalen Therapieansätze gegen COVID-19 tatkräftiger zu unterstützen“, beklagte Joachimsen. Es sei unverständlich, dass das Forschungsministerium „viel zu wenige Mittel für die im Grunde genommen guten Förderprogramme erhält“.
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