Bundesweit 952 Sterbefälle durch SARS-CoV-2 in 24 Stunden

Berlin – Begleitet von Aufrufen zu Disziplin und Gemeinsinn ist der neue harte Coronalockdown für ganz Deutschland in Kraft getreten. Seit heute muss ein Großteil der Geschäfte geschlossen bleiben. Auch die Schulen machten zu, in Kitas gibt es nur noch Notbetreuung. Parallel zum Inkrafttreten der Maßnahmen wurde ein neuer Höchststand bei den Coronatoten verzeichnet.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählte 952 Verstorbene binnen 24 Stunden. Damit wurde der vorherige Rekord von 598 Todesfällen, der am vergangenen Freitag registriert worden war, deutlich übertroffen. Die Gesamtzahl der verzeichneten Todesfälle in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg auf 23.427.
Außerdem sind 27.728 Neuinfektionen verzeichnet worden. Allerdings waren in den Daten von gestern keine Zahlen aus Sachsen enthalten gewesen, weswegen in den neuen Zahlen auch Nachmeldungen enthalten sein könnten, wie es hieß. Vergangenen Mittwoch (9.12.) waren 20.815 Neuinfektionen und 590 Todesfälle gemeldet worden.
Die bisherigen Höchstwerte von 29.875 gemeldeten Fällen und 598 Toten waren am vergangenen Freitag erreicht worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde.
Die zur Lagebeurteilung entscheidende 7-Tage-Inzidenz – die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – erreichte mit 179,8 ebenfalls einen neuen Höchststand. Gestern lag dieser Wert bei 173,7. Die fehlenden Daten aus Sachsen beeinflussten den Wert nur geringfügig, hieß es vom RKI.
Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 1.379.238 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland (Stand: 16.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 1.025.000 Menschen inzwischen genesen.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von vorgestern bei 1,06 (Vortag: 1,12). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 106 weitere Menschen anstecken. Gestern Abend gab das RKI den Wert mit 0,98 an, er sei aber aufgrund von noch ausstehenden Datenermittlungen nur eingeschränkt verwertbar. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Erst wenn er für längere Zeit unter 1 liegt, flaut dieses ab.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich gestern sehr besorgt über die Entwicklung der Infektionszahlen gezeigt. In einer Sitzung der Unionsfraktion wies sie auf die hohe Zahl der Einkaufenden in den Tagen vor dem Lockdown hin. Sie hoffe, „dass das Einkaufsverhalten jetzt am Montag und Dienstag uns nicht nach hinten wirft“, wurde die Kanzlerin aus Teilnehmerkreisen zitiert.
Den harten Lockdown hatten Merkel und die Länderchefs am vergangenen Sonntag beschlossen. Die Maßnahmen sind vorerst bis zum 10. Januar 2021 befristet. Voraussichtlich am 5. Januar des kommenden Jahres wollen Bund und Länder darüber beraten, ob die rigorosen Restriktionen möglicherweise verlängert werden.
Der harte Lockdown wird das öffentliche Leben in Deutschland in weiten Teilen lahmlegen. Generell bleibt der Einzelhandel geschlossen. Ausnahmen gelten etwa für Lebensmittelmärkte, Abhol- und Lieferdienste auch der Gastronomie, Apotheken, Drogerien, Optiker, Tankstellen, Autowerkstätten, Banken, Post, Reinigungen und Weihnachtsbaumhändler. Im öffentlichen Raum gilt ein striktes Alkoholverbot.
Ein Lichtblick in der Krise ist allerdings, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) kurz vor den neuen Restriktionen ankündigte, am kommenden Montag über die Zulassung des Biontech-Pfizer-Impfstoffs zu entscheiden – acht Tage früher als bislang geplant.
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