Politik

Chef der Impfkommission warnt vor Impfung nach Gutsherrenart

  • Donnerstag, 25. Februar 2021
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission. /picture alliance, Kay Nietfeld
Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission. /picture alliance, Kay Nietfeld

Berlin – Der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland, Thomas Mertens, hat vor einer Vergabe der Coronaimpfungen nach Gutsherrenart gewarnt. Seit gestern können Grundschullehrkräfte und Kita-Erzieherinnen vorrangig geimpft werden.

Dies weiche von der Impfreihenfolge ab, die die Impfkommission aufgrund wissenschaftlicher Kriterien empfohlen habe, sagte Mertens heute dem rbb-Sender Radioeins. „Ich warne davor, eine Priorisierung nach diesen evidenzbasierten Kriterien ganz aufzugeben, weil dies (...) zu einem Chaos und einer Ver­gabe von Impfungen nach Gutsherrenart führen würde.“

Für Menschen mit Vorerkrankungen sei es zum Teil schwer verständlich, wenn sie durch eine geänderte Priorisierung auf eine Impfung, auf die sie warten, nun noch länger warten müssten, sagte Mertens. Lehrkräfte und Erzieherinnen hätten kein höheres Risiko für eine schwere COVID-Erkrankung – außer wenn sie selbst unter einer Vorerkrankung litten.

Dann könnten sie aber schon nach den bisherigen Plänen vorrangig geimpft werden. Bei Beibehaltung der bisher gültigen Impfreihenfolge könnten auch die meisten Todesfälle vermieden und insgesamt die meisten Lebensjahre in der Bevölkerung gewonnen werden, sagte Mertens.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet hingegen wegen der höheren Priorisierung von Grundschul- und Kita-Personal nicht mit einer späteren Coronaimpfung von vorerkrankten Menschen.
„Die Mengen an Impfstoff die wir verfügbar haben – übrigens gerade mit Blick auf die 18- bis 64-Jähri­gen und Astrazeneca – die machen aus meiner Sicht diesen Schritt möglich“, sagte Spahn heute im Deutschlandfunk.

Demnach habe Deutschland derzeit „deutlich mehr Impfstoff“ als noch vor ein paar Wochen, erklärte Spahn. Das ermögliche, „dass Menschen mit Vorerkrankungen trotzdem auch und sehr zeitnah ihr Impfangebot bekommen“.

Nun sei es an den Ländern vor Ort Impfangebote sowohl für Vorerkrankte als auch Erzieherinnen und Erzieher und Lehrkräfte zu machen. „Im Moment scheitert dieses Angebot ja nicht daran, dass kein Impfstoff da wäre, und das ist ja schon mal eine neue Qualität im Vergleich zu vor vier Wochen.“ Die Länder hatten zuvor versichert, dass es nicht an Personal, aber an Impfstoffen mangele und der Prozess sich deswegen verlangsame.

Grundschullehrkräfte sowie Kita-Erzieherinnen können seit gestern gegen Corona geimpft werden. Sie wurden von der dritten in die zweite Gruppe der Impfreihenfolge hochgestuft.

dpa

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