Corona: Weitere Umfragen sollen Erfassung des Impffortschritts ergänzen

Berlin – Um den Fortgang der Coronaimpfkampagne in Deutschland besser beurteilen zu können, sind beim Robert-Koch-Institut (RKI) weitere Umfragen geplant. Unter anderem sollen im frühen Herbst etwa 3.000 Menschen zu Impfbereitschaft und Akzeptanz befragt werden, teilte das Institut mit.
Die Ergebnisse der vorerst letzten vergleichbaren Umfrage mit rund 1.000 Teilnehmern, deren Ergebnisse gestern vorgestellt worden waren, hatten darauf hingedeutet, dass womöglich schon mehr Menschen eine erste Impfung erhalten haben als im offiziellen Meldesystem, dem Digitalen Impfquotenmonitoring (DIM), verzeichnet sind.
Wichtig sei, dass die Untererfassung im Digitalen Impfquoten-Monitoring für die Erstimpfungen angenommen wird und nicht für die vollständigen Impfungen, so das RKI. Untererfassungen seien in Meldesystemen generell nicht unüblich. Das RKI gehe davon aus, dass die Impfquoten das Geschehen sehr zuverlässig abbilden.
Des Weiteren sei derzeit eine ergänzende mehrsprachige Befragung in Vorbereitung, die die häufigsten Fremdsprachen abdecken soll, teilte das RKI weiter mit. Damit sollen auch Bürger erreicht werden, die an einer deutschsprachigen Befragung aufgrund ihrer Sprachkenntnisse nicht teilnehmen können.
Das DIM speist sich aus Meldungen von Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams und mittlerweile auch Betriebsmedizinern, laut RKI fließen zudem Daten der niedergelassenen Ärzte und Privatärzte ein. Zusammen sind sie Grundlage für das Impfdashboard, in dem werktäglich aktualisiert die Impfquoten abrufbar sind. Daneben gibt es noch eine weitere RKI-Erhebung namens Covimo, für die Impfquoten anhand von Befragungen hochgerechnet werden.
In der jüngsten Covimo-Erhebung fiel die Quote der mindestens einmal Geimpften höher aus, besonders in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen: Während in der Befragung 79 Prozent angaben, geimpft zu sein, waren es laut Meldesystem 59 Prozent.
Als Erklärung führten die Experten mehrere mögliche Gründe an. Unter anderem wird ein Teil der Impfungen mit Johnson & Johnson, bei denen nur eine Dosis für den vollen Schutz vorgesehen ist, nur als Zweitimpfung erfasst. Außerdem meldeten bisher nur etwa die Hälfte der beim Meldesystem registrierten Betriebsärzte Impfungen über die Webanwendung.
Intensivmediziner hatten daraufhin eine unabhängige, repräsentative Bevölkerungsumfrage zum Stand des Impfens in Deutschland gefordert. „Das Impfen ist der entscheidende Erfolgsfaktor der Pandemie. Wir müssen alles dafür tun, das Vertrauen in die Impfkampagne zu stärken“, sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Es sei deswegen wichtig, die RKI berichtete Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen schnell durch eine unabhängige, repräsentative Umfrage zu prüfen.
„Verlässliche Zahlen sind die Basis für die Akzeptanz der Coronamaßnahmen“, sagte Marx. „Sollte die Impfquote in der Gruppe der 18- bis 59-jährigen tatsächlich viel höher liegen als gemeldet, hätten wir gerade mit Blick auf den Herbst eine viel entspanntere Lage.“
FDP-Generalsekretär Volker Wissing sagte den Funke-Zeitungen und der Rheinischen Post, die Unsicherheit über die tatsächliche Impfquote sei „ein erneutes Ärgernis im Management dieser Krise“.
Die Inzidenzwerte und die Impfquote hätten konkrete Auswirkungen auf den Alltag der Menschen. „Jetzt steht die für die Herdenimmunität der Bevölkerung so wichtige Impfquote in Frage, weil die Bundesregierung nicht über gesicherte Zahlen verfügt“, so Wissing in den Funke-Zeitungen.
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