Coronakrise: Aufruf zu Wachsamkeit und Kontakteinschränkungen

Berlin – Das Robert-Koch-Institut ruft (RKI) trotz des leicht gebremsten Anstiegs bei den Infektionen mit SARS-CoV-2 zu weiterer Wachsamkeit auf. „Für Entwarnung ist es noch zu früh“, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade heute in Berlin.
„Die Zahlen scheinen im Moment nicht mehr so rasant anzusteigen, das ist erst mal eine gute Nachricht“, sagte er. Er verwies zugleich darauf, dass die Mobilität über die Osterfeiertage deutlich zurückgegangen sei, aber inzwischen wieder steige und auf einem Niveau von Mitte März sei.
Schaade betonte zudem, dass immer mehr jüngere Menschen von einer Coronainfektion betroffen seien, auch mit schweren Verläufen. Sie seien nun auf die Solidarität angewiesen, die sie selbst den Älteren gegenüber so lange gezeigt hätten. Die Lage sei weiterhin schwierig, sagte der RKI-Vizepräsident und verwies dabei auch auf die angespannte Situation in vielen Krankenhäusern.
Schaade räumte zugleich ein, dass die pessimistische Vorhersage, es könne bald zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 300 auf 100.000 Einwohner kommen, sich bislang nicht bewahrheitet habe. „Es macht uns froh, dass die Prognose so nicht eingetreten ist.“
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief heute zum Inkrafttreten neuer bundesweit verbindlicher Regeln für schärfere Coronamaßnahmen zu weiteren Einschränkungen bei Kontakten auf. „Das ist hart, das fällt schwer, jedem von uns. Aber das ist für eine Übergangszeit notwendig“, sagte er. Es gehe darum, die dritte Coronawelle zu brechen und dann gestützt auf mehr Tests auch mehr Bereiche öffnen zu können.
Spahn betonte, dass die nun in Kraft getretenen Änderungen im Infektionsschutzgesetz eine „Notbremse“ seien. Dies sei also etwas, wo auch schon zuvor gebremst worden sein sollte. Vorgesehene nächtliche Ausgangsbeschränkungen in Regionen mit hohem Infektionsgeschehen lägen auch schon seit Anfang März nach einem entsprechenden Bund-Länder-Beschluss im Instrumentenkasten. Spahn warnte zudem, die dritte Welle lasse sich nicht wegtesten und man könne auch nicht gegen sie animpfen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI zuletzt binnen eines Tages 27.543 Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen des RKI von heute Morgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.05 Uhr wiedergeben.
In der Zahl der gemeldeten Neuinfektionen könnten Nachmeldungen aus Nordrhein-Westfalen (NRW) vom Vortag enthalten sein. Eine größere Zahl von Meldungen der NRW-Gesundheitsämter waren zuvor aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht vollständig übermittelt worden.
Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben innerhalb von 24 Stunden 265 neue Todesfälle verzeichnet. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Am Freitag vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 25.831 Coronaneuinfektionen gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 247 neue Todesfälle verzeichnet.
Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag laut RKI heute morgen bundesweit bei 164,0. Am Vortag hatte das RKI diese Sieben-Tage-Inzidenz mit 161,1 angegeben. Bisher kann laut RKI anhand der Sieben-Tage-Inzidenz der vergangenen Tage noch nicht abgeschätzt werden, ob sich der ansteigende Trend der vergangenen Woche fortsetzt.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.245.253 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.865.000 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 81.158.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von gestern Abend bei 1,01 (Vortag: 0,94). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 101 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
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