Politik

Coronaleitstelle: Keine Triage an sächsischen Krankenhäusern

  • Donnerstag, 17. Dezember 2020
/picture alliance, Bodo Schackow
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Zittau – Auch in der zugespitzten Coronalage hat bisher noch kein Krankenhaus in Sachsen eine Triage bei Coronapatienten vornehmen müssen. Das teilte die Krankenhausleitstelle Ostsachsen gestern Abend mit. Sie reagierte damit auf Äußerungen eines Mediziners aus Zittau, der von einer Triage am dortigen Klinikum Oberlausitzer Bergland gesprochen hatte.

Triagieren gehöre in Notaufnahmen zum Alltag, erklärte das Uniklinikum Dresden, zu der die Corona­leit­stelle gehört. Das bedeute, dass Patienten, denen es besonders schlecht geht, besonders dringlich be­han­­delt werden.

In Katastrophensituationen könne sich der Fokus wandeln. Dann werde Triage angewandt, um Behand­lungsentscheidungen so zu treffen, dass möglichst viele Patienten überleben – manche eben aber auch nicht. „In solch einer Situation ist aktuell kein sächsisches Krankenhaus“, betonte die Leitstelle.

Als Lehre aus der dramatischen Überlastung von Kliniken in Italien und Frankreich im Frühjahr seien in Sachsen drei Leitstellen in Dresden, Chemnitz und Leipzig eingerichtet worden, die die Behandlung von Coronapatienten landesweit steuern.

Nach wie vor gebe es freie Intensiv- und Normalstationsbetten in Sachsen. „Bis heute wurden alle An­fragen bezüglich eines Intensivbettes durch die Krankenhausleitstellen des Freistaats erfolgreich bear­beitet und die Patienten entsprechend zugewiesen.“

Allerdings sei die Lage in Sachsen durchaus kritisch. Die Krankenhäuser des Clusters Dresden/Ostsach­sen und Chemnitz/Westsachsen liefen „klar in eine Überlastung hinein“, die zum Kollaps der Versorgung führen könne, wenn die Neuinfektionszahlen in den kommenden Wochen nicht sinken.

Auch die deutschen Notfallmediziner warnten vor Panikmache. „Das deutsche Gesundheitssystem ist stark belastet. Wir stehen aber derzeit nicht an dem Punkt, Prio­ri­sierungen von Patienten vornehmen zu müssen“, erklärten die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Fachgruppe COVRIIN beim Robert-Koch-Institut (RKI) gestern Abend. „Wir haben noch Kapazitäten auf den Intensivstationen.“

Bei regionaler Überlastung seien Verlegungen in andere Regionen möglich, hieß es. Solche Vorgänge sei­en aber eindeutig geregelt – „dann wird innerhalb Deutschlands übergreifend verlegt, nach dem so genannten Kleeblattkonzept“. Dabei wurde Deutschland in fünf Regionen eingeteilt, um Patienten in­nerhalb dieser zu Gebiete verlegen. Für jede Region gibt es Koordinatoren, die sich wöchentlich unter­einander abstimmen.

Das DIVI-Intensivregister könne differenziert aufzeigen, in welchen weniger belasteten Regionen freie Intensivbetten zur Verfügung stünden, so die Intensivmediziner weiter. „Durch das Verlegungskonzept können alle schwerkranken Patienten diese Betten auch erreichen.“

dpa

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