Darmkrebsfrüherkennung bei jüngeren Personen mit familiärem Risiko: Es fehlen Studien

Köln – Das organisierte Darmkrebsscreening im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) startet in Deutschland gegenwärtig ab dem Alter von 50 Jahren der Versicherten. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat die Frage untersucht, ob das Screening bei Personen mit familiärem Risiko für Darmkrebs schon früher begonnen werden sollte.
„Es wurde keine vergleichende Interventionsstudie der Screeningkette bei Personen unter 50 Jahren mit familiärem Risiko identifiziert. Es liegt daher kein Anhaltspunkt für einen Nutzen oder Schaden einer Darmkrebsfrüherkennung bei Personen unter 50 Jahren mit familiärem Risiko vor“, berichtet die Arbeitsgruppe des Instituts in einem Vorbericht. Interessierte können diesen bis zum 9. September kommentieren.
In einem zweiten Arbeitsschritt hat das IQWiG-Team geprüft, ob und gegebenenfalls wie sich Erkenntnissen zur Darmkrebsfrüherkennung in der Gesamtbevölkerung von mindestens 50 Jahren auf Personen unter 50 Jahren mit familiärem Darmkrebsrisiko übertragen lassen. Aber auch hierzu ist die Evidenz laut Vorbericht sehr gering.
„In der Gesamtschau bleibt daher offen, ob der nachgewiesene Nutzen der Darmkrebsfrüherkennung für Personen von mindestens 50 Jahren, bei denen ein familiäres Darmkrebsrisiko nicht bekannt ist, sich auch in ähnlicher Weise bei unter 50-jährigen Personen mit familiärem Darmkrebsrisiko erreichen ließe“, berichten die Wissenschaftler.
Darmkrebs gilt weltweit bei Frauen als die zweithäufigste und bei Männern als die dritthäufigste Krebserkrankung unter allen Krebsneuerkrankungen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist es in Deutschland die dritthäufigste Krebstodesursache.
Ein kolorektales Karzinom entsteht laut IQWiG-Bericht in etwa 70 Prozent der Fälle aus langsam wachsenden, zunächst gutartigen Neubildungen (Adenomen), die sich in der Schleimhaut des Kolons und des Rektums bilden.
Sie können über verschiedene Stadien heranwachsen, in die tieferen Schichten der Darmwand eindringen und bösartig werden. Etwa 25 bis 30 Prozent der Karzinome entstehen laut der Arbeitsgruppe auf dem Boden von sessil serratierten Läsionen (SSLs).
Früherkennungsuntersuchungen auf Darmkrebs haben laut dem IQWiG zwei Ziele: Zum einen sollen Adenome entdeckt und entfernt werden, bevor sie bösartig werden. Zum anderen sollen Karzinome identifiziert werden, bevor diese symptomatisch werden und metastasieren.
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