Deutschland will Mittel für Weltgesundheitsorganisation aufstocken

Berlin – Deutschland will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit weiteren zwei Millionen Euro unterstützen. Das gab Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heute auf einer Veranstaltung des Bundesgesundheitsministeriums zu den Herausforderungen der internationalen Gesundheitspolitik im „WHO Hub“ in Berlin bekannt.
Damit reagiert Deutschland auf den Rückzug der USA aus der Weltgesundheitsorganisation und den Einsparungen bei der Entwicklungshilfe. Die neue US-Regierung hatte beschlossen, aus der WHO auszutreten und ihre Unterstützung für das UN-Aidsprogramm (UNAIDS) vorerst einzustellen.
„Die Weltgesundheitsorganisation steht vor einer der größten Herausforderungen seit ihrer Gründung“, sagte Lauterbach. Der Rückzug der Vereinigten Staaten aus der WHO gefährde nicht nur die finanzielle Stabilität, sondern auch die multilaterale Zusammenarbeit in der globalen Gesundheitsarchitektur.
Die WHO reagiere klug und wolle sich in Zukunft stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Dafür müssten alle Vorhaben nun neu priorisiert werden, erklärte Lauterbach. Dies sei nötig, damit die WHO diese herausfordernden Zeiten überlebe.
Denn mit dem Wegfall der US-amerikanischen Unterstützung fehle es in Zukunft vor allem an technologischer Expertise und an Geld. Deshalb stocke Deutschland seinen Beitrag zur WHO auf und unterstützt die Organisation in dieser schwierigen Zeit.
Die technologische Expertise die es hierzulande gebe, soll zudem stärker für die Arbeit der WHO genutzt werden und so das nun ausfallende Know-How der Vereinigten Staaten ausgleichen, erklärte er weiter.
Lauterbach zeigte sich aber zuversichtlich, dass die WHO stärker und resilienter aus dieser Krise herausgehen werde. „Die Weltgesundheitsorganisation ist unverzichtbar – für weltweite Gesundheitsüberwachung, Pandemieprävention, Krankheitsbekämpfung und den gerechten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die Arbeit der WHO ist damit auch für das deutsche Gesundheitswesen zentral“, betonte der Minister.
Er versprach, dass sich auch die neue Bundesregierung von Union und SPD genauso stark für die globale Gesundheit und für die WHO einsetzen werde, wie die alte Bundesregierung. Lauterbach gebe in den derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen sein Bestes, damit globale Gesundheit ein wichtiges Thema der neuen Regierung bleibe, erklärte er.
„In Krisenzeiten findet man schnell heraus, wer zu den richtigen Freunden gehört“, sagte heute WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er bezeichnete die Partnerschaft zwischen Deutschland und der WHO als „Gewinn für Deutschland und die Welt“. Es werde nun zudem in Betracht gezogen, einzelne WHO-Abteilungen von Genf nach Berlin zu verlegen, kündigte Tedros an.
Der WHO Hub in Berlin wurde 2021 als Reaktion auf die Coronapandemie eröffnet. Dort wird an Maßnahmen und Instrumenten gearbeitet, um künftig besser auf mögliche weitere Pandemien vorbereitet zu sein.
Deutschlands Unterstützung helfe der WHO zudem, Gemeinschaften vor Krankheitsausbrüchen zu schützen, lebensrettende Leistungen für von humanitären Krisen betroffene Menschen zu erbringen, und die Grundlagen der Gesundheitssysteme zu stärken.
„Deutschlands weltweites Engagement war ebenfalls entscheidend bei den Bestrebungen der WHO im Sinne einer nachhaltigeren Finanzierung, damit sie ihrer Aufgabe, die Gesundheit für alle zu fördern, gerecht werden kann“, erklärte Tedros. Auch er erklärte, die WHO werde nun alle Vorhaben auf den Tisch legen und prüfen, welche weitergeführt werden könnten. Trotz der reduzierten Mittel werde versucht, den größtmöglichen Einfluss auf die globale Gesundheit sicherzustellen.
Die zusätzlichen Mittel für die WHO summieren sich mit den geleisteten deutschen Beiträgen auf 317 Millionen US-Dollar für 2024/2025 – bestehend aus Pflichtbeiträgen und freiwilligen Beiträgen. Parallel zu den Finanzproblemen stehen in der WHO Strukturreformen an. Deutschland drängt darauf, die Rolle der Weltgesundheitsorganisation in ihren Kernfunktionen zu stärken.
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