Drogenbeauftragter sieht „ein Alkohol- und Tabakproblem“ in Deutschland

Berlin – Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), hat den Deutschen ein problematisches Verhältnis zu Alkohol und Tabak attestiert.
„Wir haben ein Alkohol- und Tabakproblem in Deutschland. Und darüber müssen wir reden“, sagte Streeck der Welt. Alkoholkonsum sei „tief in unserer Kultur verwurzelt, und einen Kulturwechsel macht die Gesellschaft nur langsam mit“. Streeck bekräftigte auch seine Forderung, sogenanntes begleitetes Trinken in Deutschland abzuschaffen. Dafür hatte sich unlängst auch die Gesundheitsministerkonferenz ausgesprochen.
„Aktuell ist es erlaubt, dass Kinder ab 14 Jahren mit ihren Eltern Alkohol trinken dürfen. Alkohol wird aber nicht weniger schädlich, nur weil die Erwachsenen dabeisitzen“, sagte Streeck. Die Abschaffung der Regelung könne dazu führen, Alkoholkonsum weiter zu reduzieren.
Eine Debatte über die generelle Anhebung des Mindestalters für Alkoholkonsum hält Streeck nach eigenen Angaben aber nicht für zielführend. Den besseren Weg sehe er bei der Prävention und Aufklärung. Kümmern will er sich auch um den schädlichen Medienkonsum junger Menschen.
„Daten der DAK zufolge haben 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland ein riskantes Medienverhalten. Das heißt, Jugendliche nutzen viel zu viel Social Media, Streamingdienste oder Games“, sagte er. Deshalb sei es gut, dass dieses Thema im Koalitionsvertrag verankert sei.
Streeck rief dazu auf, geltendes Recht stärker durchzusetzen und Betreiber bei Verstößen konsequent zu bestrafen. „Laut Datenschutzgrundverordnung dürfen Jugendliche auch in Deutschland erst ab 16 Jahren ohne Zustimmung der Eltern einen Social-Media-Account erstellen. Aber welche Plattform kümmert sich um diese Regelung?“
Daher brauche es eine verlässliche Altersfeststellung, wie sie auch von Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) gefordert werde. Streeck mahnt überdies mehr Verantwortung von Eltern an.
Digitale Anwendungen seien nicht per se schlecht, so der Virologe. „Aber hier gilt: ,Die Dosis macht das Gift' –nämlich dann, wenn es zu viel wird, andere Sozialkontakte vernachlässigt werden, wenn Schule und Hobby im Stellenwert verlieren, wenn Medien süchtig machen.“
Durch die Künstliche Intelligenz würden mediale Angebote künftig noch spannender und damit suchtgefährdender. „Hier müssen wir frühzeitig in die Prävention gehen und ein Bewusstsein für diese Problematik schaffen.“
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