Politik

Eher Seitwärtsbewegung statt sinkender Trend bei Coronazahlen

  • Freitag, 29. Juli 2022
/Production Perig, stock.adobe.com
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Berlin – In der Coronasommerwelle erwartet das Robert-Koch-Institut (RKI) auch in den kommenden Wochen weitere Herausforderungen. Es sei noch mit Fällen und vor allem in den höheren Altersgruppen mit Kranken­hauseinweisungen, einer Zunahme von intensivmedizinischen Behandlungen und mit Todesfällen zu rechnen, geht aus dem RKI-Wochenbericht zu COVID-19 hervor. In allen Altersgruppen bleibe der Infektionsdruck hoch. Das belaste auch das Gesundheitssystem.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei vergangene Woche im Vergleich zur Vorwoche nur leicht gesunken. Das Gesamtbild ergebe sich aus bereits fallenden Inzidenzen in den meisten westdeutschen Bundesländern und Berlin – bei noch leicht steigenden Inzidenzen in den anderen ostdeutschen Bundesländern und Bayern.

„Weiterhin ist eher eine Seitwärtsbewegung als ein sinkender Trend zu beobachten“, heißt es. Bei den beson­ders gefährdeten Menschen ab 80 Jahren sei die Inzidenz weiter angestiegen. Ausbrüche in Pflegeheimen hätten zugenommen.

Neben der Inzidenz, die das Infektionsgeschehen unvollständig widerspiegelt, blickt das RKI in dem Bericht noch auf einige weitere Datenquellen. Insgesamt schätzt es für vergangene Woche, dass 800.000 bis 1,5 Millionen Menschen Corona mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion hatten. Bei den Todesfällen in Verbindung mit dem Virus spricht das RKI von einem Plateau von wöchentlich knapp über 400.

Die Zahl der Krankenhausaufnahmen von Menschen, die eine schwere akute Atemwegsinfektion haben und eine COVID-19-Diagnose, habe sich nach einem mehrwöchigem Anstieg im Juni nun auf erhöhtem Niveau stabilisiert, schreibt das RKI. Genannt wird für die Vorwoche eine Zahl von 3.900 Aufnahmen, bei denen beide Kriterien zusammenkamen.

Wie weiter aus den Analysen hervorgeht, hat sich hierzulande die Omikron-Sublinie BA.5 weitestgehend durchgesetzt: Nach den aktuellsten verfügbaren Daten ist die Linie in knapp neun von zehn positiven Proben gefunden worden.

Eine Ausbreitung der Omikron-Sublinie BA.2.75, über deren Mutationen sich manche Forscher zuletzt besorgt gezeigt hatten, wird laut RKI hauptsächlich in Indien und verschiedenen anderen Regionen weltweit beob­achtet.

Hierzulande seien insgesamt vier Nachweise bekannt. Die Autoren halten auch fest, dass ein Wachstums­vorteil von BA.2.75 in einem von BA.4 und BA.5 dominierten Geschehen – wie in Deutschland – aktuell unbekannt sei.

Das RKI ruft weiter dazu auf, die Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen „unbedingt“ einzuhalten. Die Werte zu akuten Atemwegserkrankungen in der Gesamtbevölkerung wie die Zahl der Arztbesuche seien weiterhin höher als in den Vorjahren um diese Zeit.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag heute Morgen bei 607,0 (Stand 5 Uhr). Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 630,4 gelegen (Vorwoche: 729,3; Vormonat: 646,3).

Allerdings liefern diese Angaben nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen oder Übermittlungsprobleme zu einer Verzerrung einzelner Tageswerte führen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI zuletzt 84.798 Coronaneuinfektionen (Vorwoche: 107.819) und 153 Todesfälle (Vorwoche: 113) innerhalb eines Tages. Vergleiche der Daten sind auch hier wegen des Testverhaltens, Nachmeldungen und Übermittlungsproblemen nur eingeschränkt möglich.

Generell schwankt die Zahl der registrierten Neuinfektionen und Todesfälle deutlich von Wochentag zu Wochentag, da insbesondere am Wochenende viele Bundesländer nicht ans RKI übermitteln und ihre Fälle im Wochenverlauf nachmelden. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 30.787.309 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

dpa

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