Politik

Für mehr Prävention: Expertenrat pocht auf bessere Gesundheitsdaten

  • Montag, 23. Dezember 2024
/Thanadon88, stock.adobe.com
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Berlin – Um Präventionsmaßnahmen wirksam und gezielt vorantreiben zu können, braucht es bessere und verlässliche Gesundheitsdaten. Das betont der Expertinnen- und Expertenrat der Bundesregierung „Gesundheit und Resilienz“ in seiner achten Stellungnahme. Insbesondere braucht es dafür den Ausbau von Studien und der verstärkten Nutzung von Versorgungsdaten, erklärte der Rat in dem heute veröffentlichten Papier.

Präventionsstrategien gegen Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten hätten einen sehr großen Nutzen für die Bevölkerung, heißt es in der Stellungnahme. Oftmals sei schon bekannt, welche Evidenz in den nächsten Jahren zur Adaption von entsprechenden Strategien benötigt werden. So könnten entsprechende epidemiologische Studien frühzeitig initiiert werden.

Für viele nicht-übertragbare Krankheiten müssten zunächst Risikofaktoren und schützende Faktoren identifiziert werden. Deren Einfluss sowie ihr Zusammenwirken mit anderen Faktoren müsse künftig besser analysiert werden können. Neue Präventionsmaßnahmen sollten anschließend idealerweise als randomisierte kontrollierte Studie mit ausreichender Fallzahl durchgeführt werden, so die Expertinnen und Experten.

Dafür mahnt der Rat eine gezieltere Forschungsförderung für alle Ebenen der Präventionsforschung an. Es brauche präventionsmedizinische Programme, inklusive Evaluation von Wirksamkeit und Akzeptanz. Informations- und Kommunikationsstrategien müssten stärker in die Evaluation eingebunden werden.

Zugang zu Daten für Forschung gewährleisten

Um dies voranzutreiben, brauche es einen breiten Zugang zu existierenden Datensätzen. Das sogenannte FAIR-Prinzip (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) sollte dabei angewendet werden. Daten könnten unter anderem von gesetzlich geregelten Untersuchungen, etwa U- und J-Untersuchungen sowie von digitalen Gesundheits- oder Pflegeanwendungen kommen.

Daten müssten künftig zudem standardisiert erhoben werden, um die Qualität und Dokumentation zu verbessern. Dabei sollten auch Überwachungs- und Surveillance-Systeme optimiert werden, in dem man Systeme wie etwa das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem (DEMIS) ausbaut.

Darüber hinaus sollte eine bundesweite bevölkerungsrepräsentative Kohorteninfrastruktur verstetigt werden, um eine wesentliche Evidenzquelle für Prävention zu erhalten. Fehlende Kohorten, beispielsweise infektionsspezifische oder Geburts-/Kinderkohorten müssten aufgebaut werden.

Das bereits bestehende Netzwerk Universitätsmedizin sollte zudem dauerhaft gefördert werden, um Daten aus dem Behandlungskontext der Unikliniken wissenschaftlich nutzen zu können. Klinische und bevölkerungsbezogene Interventionsstudien sollten leichter durchgeführt werden können. Und: Der Expertenrat setzt sich für die Erleichterung der Nachnutzung von Gesundheitsdaten ohne individuelle Einwilligung für Forschungszwecke ein.

Der Expertinnen- und Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ der Bundesregierung ist das Nachfolgegremium des Corona-Expertenrates. Um auch auf zukünftige Herausforderungen wie der Klimawandel oder demografische Entwicklungen vorbereitet zu sein, hat das Bundeskanzleramt den Rat im März 2024 ins Leben gerufen.

Dem Gremium gehören Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen an, darunter Public Health, Epidemiologie, Ethik, Medizin, Informatik, Statistik, Modellierung, Pflegewissenschaft, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Sozialwissenschaften und Virologie. Den Vorsitz übernimmt Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité. Co-Vorsitzende ist Susanne Moebus von der Universitätsmedizin Essen. Sie ist Leiterin des dortigen Instituts für Urban Public Health.

cmk

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