Politik

G7 und WHO wollen Pockenpandemie in Übung simulieren

  • Donnerstag, 19. Mai 2022
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) & Svenja Schulze, Bundesentwicklungsministerin (SPD). /picture alliance, Bernd von Jutrczenka
Svenja Schulze (SPD), Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, äußern sich nach der gemeinsame Arbeitssitzung der Gesundheit- und Entwicklungsminister der G7-Staaten im Roten Rathaus, Berlin. /picture alliance, Bernd von Jutrczenka

Berlin – Für eine bessere Bekämpfung künftiger Pandemien wollen die G7-Staaten und die Weltgesundheits­organisation (WHO) in einer Übung eine Pockenpandemie simulieren. Es gehe darum „zu erfahren, ob aus Feh­lern der Vergangenheit effektive Lehren gezogen wurden“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) heute zu Beginn der Beratungen der Gesundheitsminister der sieben führenden Industriestaaten.

Es werde sich um eine sehr realistische Übung handeln, bei der davon ausgegangen werde, dass sich aus einem Leopardenbiss eine Pockenpandemie entwickeln könnte, sagte Lauterbach. In der Simulation treffe die Pockenpandemie vor allem junge Leute.

Tierpocken, die sich auf Menschen übertragen, seien „keine reine Theorie“, sagte Lauterbach und verwies auf mehrere Fälle von Affenpocken, die in den vergangenen Tagen in Großbritannien, Spanien und Portugal registriert wurden. Diese breiten sich mittlerweile aus. Innerhalb weniger Tage wurden nun auch Fälle in Italien, Schweden, Kanada und den USA bekannt.

Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid werde im Laufe des G7-Ministertreffens darüber berichten, kün­digte Lauterbach an. Die Zoonosen seien eine „stetig zunehmende Bedrohung“, mahnte er. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte wegen der Fälle von Affenpocken zu Wachsamkeit aufgerufen. Reiserückkehrer aus West­afrika sowie Männer, die Sex mit Männern haben, sollten bei ungewöhnlichen Hautveränderungen „unverzüg­lich eine medizinische Versorgung aufsuchen“, teilte das RKI mit.

Die Gesundheitsministerinnen und -minister beraten in Berlin über einen globalen Pandemiepakt, mit dem Ausbrüche künftig schneller erkannt werden können und mit dem effektiver darauf reagiert werden kann.

Die Gesundheits- und Entwicklungsminister der G7-Staaten wollen darüber hinaus ärmere Länder bei der Pan­demiebekämpfung stärker unterstützen und unter anderem die Coronaimpfstoffprodukion in Afrika vorantrei­ben. „Die COVID-Pandemie ist noch nicht vorbei“, sagten Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Lauterbach nach einer gemeinsamen Beratung ihrer G7-Ressortkolleginnen und -kollegen.

Die Gesundheitsminister und Entwicklungsminister der sieben wichtigsten Industrienationen seien überzeugt davon, dass die Pandemie erst dann vorbei sei, „wenn sie überall besiegt ist“, betonte Schulze. Mittlerweile ge­be es weltweit genug Impfstoff, um das Ziel erreichen zu können, mindestens 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen Corona zu impfen.

Zugleich seien in den ärmsten Ländern teilweise erst 15 Prozent der Bevölkerung geimpft. Die große Heraus­forderung sei, „den Impfstoff zu den Menschen zu bringen“, sagte Schulze. In vielen Ländern fehlten die nötige Infrastruktur und Materialien wie Spritzen oder Kühltransporter dafür. Hier wollen die G7-Staaten die Länder des Globalen Südens stärker unterstützen.

Schulze kündigte zudem an, die Coronaimpfstoffproduktion in Afrika voranbringen zu wollen. So würden künf­tig mit Hilfe eines deutschen Unternehmens vier neue Standorte zur Impfstoffproduktion in Afrika aufgebaut. Eine Freigabe der Patente sei hingegen kein Thema gewesen.

kna/afp/dpa

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