Politik

Gesundheits­ministerium kauft Antikörper­medikamente

  • Montag, 25. Januar 2021
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Uncredited
/picture alliance, ASSOCIATED PRESS, Uncredited

Berlin – Deutschland hat 200.000 Dosen eines neuen Coronamedikaments gekauft. „Ab nächster Woche werden die monoklonalen Antikörper in Deutschland als erstem Land in der EU eingesetzt. Zunächst in Unikliniken“, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der Bild am Sonntag (BamS) an.

„Die Gabe dieser Antikörper kann Risikopatienten in der Frühphase helfen, dass ein schwerer Verlauf verhindert wird“, erläuterte Spahn. Die Kosten belaufen sich demnach auf 400 Millionen Euro.

Eine Anwendung erfolge nach individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung der behandelnden Ärzte, teilte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf Anfrage mit. Mit dieser Form der Antikörper wurde Ex-US-Präsident Donald Trump nach seiner Coronainfektion behandelt, wie die BamS berichtete. In den USA gibt es für diese Arzneimittel eine Notfallzulassung der Arzneimittelbehörde FDA, in der Europäischen Union sind sie bisher nicht zugelassen.

Das Ministerium hat sich den Angaben zufolge Kontingente von zwei der monoklonalen antikörperhalti­gen Arzneimittel gesichert. Es handele sich zum einen um den Antikörper Bamlanivimab, der vom US-Pharmaunternehmen Eli Lilly entwickelt wird, zum anderen um die beiden gleichzeitig zu verabreichen­den Antikörper Casirivimab/Imdevimab des US-Herstellers Regeneron.

„Nach vorliegender Studienlage könnte die Medikation möglicherweise dabei helfen, die Virusmenge im Körper zu begrenzen und so einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben“, teilte eine Minis­teriumssprecherin mit. Die Arzneimittel sollen in den kommenden Wochen nach und nach den speziali­sierten Krankenhäusern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Als sinnvollen Schritt begrüßen Gesundheitsexperten von SPD, FDP und Grünen den Kauf. Die Studien­lage entwickele sich in die Richtung, dass sich der Krankheitsverlauf damit positiv beeinflussen lasse, sagte etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach den Partnerzeitungen der Neuen Berliner Redakti­onsgesellschaft heute. „Wegen der hohen Kosten dieser Medikamente hätten die Kliniken diese Versor­gung wahrscheinlich nicht angekauft. Ich begrüße die Aktion also.“

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sieht das Medikament als „sinnvolle Ergänzung“ bis genügend Menschen geimpft sind. „Wenn beispielsweise in Pflegeheimen ein Ausbruch entdeckt wird, könnten durch einen raschen Einsatz Behandlungen auf der Intensivstation vermieden werden. Das Me­dikament ist kein Wundermittel, aber ein ergänzender Baustein.“ Er kritisierte, dass diese Strategie erst jetzt verfolgt werde. Im Wettlauf mit Mutationen reiche es nicht, auf Impfungen zu setzen.

Auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen weist FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullman hin. Die Datenlage sei dünn. „Wenn Spahn die Sache professionell angehen will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Medikament im Rahmen einer Studienzulassung an Unikliniken zu erproben.“

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung