Politik

Handreichung soll für sichere Besuche in Pflegeeinrichtungen sorgen

  • Freitag, 4. Dezember 2020
/picture alliance, Marcel Kusch
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Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt darauf, mit umfangreichen Konzepten zu Abstand, Masken und Tests Besuche in Pflegeheimen während der Coronapandemie sicherer zu machen. „Wir wollen Pflegebedürftige bestmöglich schützen und nicht isolieren", sagte der Minister heute bei der Vorstellung einer Handreichung für Besucherkonzepte in den Einrichtungen. Die Pandemie bedrohe die Schwächsten, die Hochbetagten und Pflegebedürftigen.

Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, betonte, die Beschäftigten in den Einrichtungen stünden vor „unglaublichen Herausforderungen“. Aber der persönliche Kontakt sei für die Bewohner unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens und dürfe deshalb nicht infrage gestellt werden.

Die von ihm und Spahn vorgestellten Handreichungen enthalten konkrete Empfehlungen zu Besuchen in Pflegeheimen. Besucher mit Erkältungssymptomen sollten demnach generell keinen Zutritt zur Einrich­tung erhalten.

In Extremsituationen wie der Sterbebegleitung sollten Ausnahmen möglich sein. Die Einrichtungen soll­ten vor jedem Besuch abfragen, ob Erkältungssymptome vorliegen und die Temperatur messen. Ergän­zend kann außerdem ein Schnelltest vorgenommen werden.

Tests könnten bei erhöhten regionalen oder lokalen Inzidenzen die Sicherheit der Besuche erhöhen, heißt es in den Empfehlungen weiter. Dies komme insbesondere infrage, wenn der Mund-Nasen-Schutz kurzzeitig abgenommen werden müsse oder der Abstand nicht eingehalten werden könne – etwa bei der Zubereitung von Speisen oder der Körperpflege.

Solange die Besucher einen enganliegenden Mund-Nasen-Schutz tragen, den gebotenen Abstand ein­halten und die Visite in einem ausreichend belüfteten Raum stattfinde, sei nicht mit einem wesentlich erhöhten Infektionsrisiko für die Bewohner zu rechnen, heißt es.

Die professionellen FFP2-Masken für den Atemschutz seien dann sinnvoll, wenn sie professionell ange­passt und auf ihre Dichtigkeit überprüft werden. Bei der Ankunft in der Einrichtung sollten sich alle Be­sucher registrieren lassen, um im Fall einer Infektion den Kontakt nachverfolgen zu können.

Geeignete Orte für Besuche seien die Räume der Bewohner – insbesondere, wenn es sich um Einzel­zim­mer handelt. Empfohlen werden auch die Gärten der Einrichtung oder Kontakte über geöffnete Fenster. Der Einsatz von Plexiglasscheiben könne nicht generell bewertet werden. Seien sie ungünstig positio­niert, könnten sie unter Umständen den Luftaustausch behindern.

Gemeinsames Essen und Trinken seien zwar möglich, sollten aber generell vermieden werden. Denn am besten solle während der gesamten Besuchszeit ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Bedenkenlos mitgebracht werden könnten Geschenke und selbst gewaschene Wäsche.

Westerfellhaus wies mit Nachdruck darauf hin, dass die Empfehlungen von Einrichtung zu Einrichtung individuell angepasst werden müssten. Das spezifische Management könne man den Einrichtungen nicht abnehmen. Es gebe „kein Konzept, das für alle gilt“.

Kritik am Konzept kommt vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Bei der ange­span­nten Personalsituation in den Heimen brauche es eine Priorisierung auch bei den Besuchern, sagte bpa-Päsident Bernd Meurer. Die Heime müssten Besuche, Hygiene- und Infektionsschutz sowie die tägli­che Pflege gleichermaßen gewährleisten können.

„Menschlicher Kontakt ist wichtig“, sagt Meurer. Bei der Organisation von Besuchen in Pflege­heimen müsse aber immer die Sicherheit der Bewohner und die Belastungsgrenzen der Pflegenden in den Mit­telpunkt gestellt werden.

afp/may

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