Innovationsausschuss empfiehlt Versorgungsprojekte weiter

Berlin – Aufgrund bemerkenswerter Erkenntnisse empfiehlt der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) drei Projekte aus dem Förderbereich Versorgungsforschung an die Kassenärztlichen Vereinigungen sowie Fach-, Berufs- und Interessenverbände weiter.
Es handelt sich um Projekte zum Einsatz von genesungsbegleitenden Personen in psychiatrischen Krankenhäusern, zu Unterstützungsmöglichkeiten für Angehörige von depressiv Erkrankten und zur Krisenresilienz von Arztpraxen.
Im Forschungsprojekt ImpPeer-Psy5 wurden die Einsatzmöglichkeiten und Bedarfe von peer- und genesungsbegleitenden Personen, der Erkrankten und Mitarbeitenden in psychiatrischen Krankenhäusern untersucht.
Sogenannte „Peers“ sind aufgrund eigener Erfahrungen Experten für einen bestimmten Bereich – in diesem Fall sollen sie psychisch Erkrankte bei der Genesung unterstützen. Peerbegleitung kann dem G-BA zufolge nachweislich die Selbstermächtigung, Selbstwirksamkeit und Genesung von Betroffenen verbessern.
Geprüft wurde in dem Projekt außerdem die Übertragbarkeit internationaler Studien. ImpPeer-Psy5 lieferte Erkenntnisse für die weitere Diskussion über das Tätigkeitsfeld von Peer- und Genesungsbegleitenden.
Das Forschungsprojekt WESPA widmete sich der Wirksamkeit von Selbsthilfeprogrammen für die Angehörigen depressiv Erkrankter. Um die Nutzung solcher Programme zu erhöhen und Teilnahmehürden abzubauen, wurde ein webbasiertes Trainingsprogramm entwickelt, das eine E-Mail-Begleitung mit standardisierten Fragen zur Motivation oder Erinnerung oder mit individualisierten Fragen zur Klärung einschloss.
Im Gegensatz zu schriftlichem Informationsmaterial konnte die psychosoziale Belastung der Teilnehmenden mit den E-Mail-Varianten signifikant reduziert werden.
Mit dem Forschungsprojekt RESILARE wurden Qualitätsindikatoren und Resilienzkriterien für Arztpraxen entwickelt und evaluiert. Diese sollen vor allem vulnerable Patientengruppen in klimabedingten Krisen schützen und dafür sorgen, dass sich Arztpraxen zielgerichtet vorbereiten und entsprechend reagieren können.
Die Qualitätsindikatoren umfassen die vier Handlungsfelder individuelle Resilienz, Prävention, Praxisorganisation und Resilienz gegenüber dem Klimawandel.
Wegen der gesellschaftlichen Relevanz des Themas fördert der Innovationsausschuss weitere Projekte zu veränderten Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel.
Der Innovationsausschuss hat vergangenen Freitag insgesamt 15 Beschlüsse zu beendeten Projekten aus dem Förderbereich gefasst.
Umgang mit Projektergebnissen
Des Weiteren traf der Innovationsausschuss sechs Entscheidungen zum Umgang mit Projektergebnissen. So können die Ergebnisse des Projekts Kompass D2 beispielsweise dabei helfen, Qualitätsverträge im Bereich der Prävention und Therapie eines postoperativen Delirs bei hochaltrigen Menschen zu verbessern.
Ziel des Projektes war es, einem Delir nach Operationen vorzubeugen oder es frühzeitig und individuell angepasst zu behandeln. Dafür wurden ältere Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisstörungen vor, während und nach einem Krankenhausaufenthalt von einem berufs- und fachübergreifenden Team durchgängig und gezielt versorgt.
Ein telemedizinisches Netzwerk in den beteiligten Kliniken unterstützte die Teams beim Austausch und der ortsübergreifenden Betreuung der Patienten und deren Angehöriger. Die Intervention trug zu einer Reduktion des Delirrisikos bei. Die telemedizinischen Fallbesprechungen wurden positiv aufgenommen und bewertet.
Der Innovationsausschuss empfiehlt die breitere Umsetzung zwar nicht weiter, überweist die Ergebnisse zur Überprüfung aber an das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG).
Die Ergebnisse des Projekts ACHT zur Versorgung von Patienten nach bariatrisch-metabolischen Operationen könnten dem Innovationsausschuss zufolge einen relevanten Beitrag für die Diskussion über die Versorgungssituation und Lebensqualität Betroffener liefern und werden deshalb zur Information an eine Reihe von Adressaten weitergeleitet. Die Effekte konnten jedoch nur unzureichend beurteilt werden.
Das Projekt wurde durchgeführt, um den Therapieerfolg nach einer Adipositasoperation langfristig sicherzustellen. Dafür wurde ein digital gestütztes, strukturiertes, sektorenübergreifendes und wohnortnahes Nachsorgeprogramm erprobt und Versorgungsnetzwerke mit multiprofessionellen Teams aufgebaut.
Mithilfe von Adipositas-Lotsen wurde der Nachsorgeprozess koordiniert, die Patienten konnten körperliche Beschwerden, Gewicht und Sportübungen über eine App dokumentieren. Die Koordinierung der Teams wurde mit einer digitalen Fallakte sichergestellt.
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