Keine Impfpflicht, aber eine moralische Verantwortung

Hamburg – Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat sich in der Coronapandemie gegen eine staatlich vorgeschriebene Impfpflicht in Deutschland ausgesprochen. Zugleich sieht sie die Bevölkerung aber in der Verantwortung: „Gibt es eine moralische Pflicht, sich impfen zu lassen? Ja.“, sagte Buyx dem Spiegel.
Der Ethikrat hatte Anfang Februar erklärt, er sehe derzeit noch keine Möglichkeit für eine Rücknahme staatlicher Freiheitsbeschränkungen für Geimpfte. Zuvor müsse sichergestellt sein, dass Geimpfte andere nicht mehr mit COVID-19 infizieren. Im Spiegel verteidigte Buyx die Empfehlung erneut.
Neben der Frage der Ansteckungsgefahr gehe es gerade bei Restaurantöffnungen und Lockerungen im Kulturbereich auch um die Frage, ob überhaupt Personal bereitstehe. „Geschlossene Systeme gibt es aber fast nur im Pflegeheimen“, sagte Buyx. In Gaststätten arbeiteten dagegen Menschen, die erst spät in der Impfreihenfolge dran seien.
In der Debatte um die Vergabe von Restdosen sprach sich Buyx für eine breite Verteilung aus: „Jede Dosis muss in einen Arm.“ Entsprechend sei es nachvollziehbar, dass am Ende eines Tages übrige Impfdosen auch Menschen gespritzt würden, die nicht der derzeit vorrangigen ersten Priorisierungsgruppe angehören.
„Wenn man sich darum wirklich bemüht hat, Impfdosen an die Priorisierungsgruppe zu geben und niemanden findet, dann ist es vertretbar“, sagte Buyx über die Vergabe des Impfstoffs an andere Personen. Allerdings brauche es einen guten Mechanismus, um übrig gebliebene Dosen aus ethischer Sicht sinnvoll zu verimpfen.
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