Krankenhausreform: Gutachten schlägt Bettenabbau im Saarland vor
Saarbrücken – Die Zahl der somatischen Behandlungsfälle in den saarländischen Krankenhäusern wird in den nächsten zehn Jahren von rund 236.000 im Jahr 2023 auf etwa 209.500 bis 225.000 Fälle sinken.
Das geht aus einem Gutachten hervor, dass das Beratungsunternehmen Aktiva im Auftrag des saarländischen Gesundheitsministeriums erstellt hat. Es soll als Grundlage für die anstehende Umstrukturierung der saarländischen Krankenhauslandschaft dienen.
Als Grund für den prognostizierten Rückgang der Behandlungsfälle nennen die Autoren des Gutachtens vor allem eine Verlagerung von stationären Behandlungen in den ambulanten Bereich sowie einen zurückgehenden Bedarf.
Die Folge: Es werden bis zum Jahr 2035 rund 1.010 bis 1.660 Betten weniger benötigt als der Krankenhausplan 2023 ausweist. Im psychiatrischen Bereich werden rund 30 bis 120 Betten weniger benötigt.
Dem Gutachten zufolge gingen die Fallzahlen im Saarland bereits zwischen 2018 und 2022 um 13,3 Prozent zurück. Die größten Fallzahlverluste gab es dabei in der Inneren Medizin (-15.578 Fälle), in der Allgemeinen Chirurgie (-4.678 Fälle), in der HNO-Heilkunde (-3.075 Fälle) und in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe (-3.020 Fälle).
Die stärksten Fallzahlanstiege verzeichneten die Neurochirurgie (+ 1.910) und die Kardiologie (+ 1.746). Auch die Verweildauer ging zwischen 2018 und 2022 im Saarland zurück. Sie sank um 0,6 Tage. Die Bettenauslastung sank im genannten Zeitraum um 20,9 Prozent.
Hohe Standortdichte
Im Saarland gibt es derzeit 23 Einrichtungen mit rund 6.820 stationären Betten in der somatischen und psychiatrischen Versorgung. Dem aktuellen Krankenhaus Rating Report zufolge ist die Standortdichte mit 74 Standorten je 10.000 km² dabei hoch. Bundesweit liegt das Saarland damit auf Platz 5 hinter den drei Stadtstaaten und Nordrhein-Westfalen.
Im Hinblick auf die Fallzahlen liegt das Saarland zudem mit 228 Fällen pro 1.000 Versichertenjahre hinter Thüringen auf dem zweiten Platz. Am geringsten ist diese sogenannte Krankenhaushäufigkeit in Bremen (163 Fälle pro 1.000 Versichertenjahre), Hamburg (166) und Baden-Württemberg (166).
Dem Aktiva-Gutachten zufolge liegt die Krankenhaushäufigkeit im Saarland 18,6 Prozent über dem deutschlandweiten Wert.
Neuer Krankenhausplan
Das saarländische Gesundheitsministerium will das Gutachten auch als Grundlage für die Erarbeitung eines neuen Krankenhausplans nutzen, der sich dann an den Vorgaben der Krankenhausreform des Bundes orientiert.
Der aktuelle Krankenhausplan läuft bis zum Ende dieses Jahres. Dabei sollen den Krankenhäusern medizinische Leistungsgruppen zugewiesen werden, für die die Häuser bestimmte Qualitätsvorgaben erfüllen müssen.
Ob es gelinge, noch in diesem Jahr über die Vergabe der Leistungsgruppen zu entscheiden, sei noch unklar, erklärte der Gesundheitsminister des Saarlands, Magnus Jung (SPD), bei der Vorstellung des Gutachtens gestern.
Es hänge auch davon ab, ob dann alle erforderlichen Grundlagen dafür vorlägen. Die genaue Ausgestaltung der Leistungsgruppen in einer Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums steht derzeit noch aus.
„Das Gutachten ist eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für Planungen und Entscheidungen zur zukünftigen Zuteilung von Leistungsgruppen an die Krankenhäuser im Saarland“, erklärte Jung. „Es ist erstmals an der neuen gesetzlichen Grundlage des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes orientiert und prognostiziert den zukünftigen Versorgungsbedarf.“
Gespräche mit den Trägern
Im nächsten Schritt stehen die Trägergespräche an, die ab April oder Mai starten sollen. „Wir setzen auf eine enge Abstimmung mit allen Akteuren, um gemeinsam eine tragfähige und zukunftssichere Krankenhausstruktur zu schaffen“, so Jung weiter.
„Das Gutachten bietet für die bevorstehenden Trägergespräche eine zuverlässige Datengrundlage. Gemeinsam werden wir die saarländische Krankenhauslandschaft nachhaltig modernisieren und eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sicherstellen.“
Konzentrationen medizinischer Angebote seien dabei dem Gutachten zufolge unumgänglich. Das werde jedoch nicht nur die Behandlungsqualität für Patientinnen und Patienten verbessern, sondern auch die Zukunftssicherheit der einzelnen Standorte stärken. Qualität stehe klar im Vordergrund. Darüber hinaus mache das Gutachten deutlich, dass es ein hohes Ambulantisierungspotenzial gibt, das genutzt werden müsse.
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