Krankenkassenbeiträge dürften deutlich steigen

Berlin – Die Krankenkassenbeiträge für die gesetzlich Krankenversicherten werden im kommenden Jahr doch ansteigen. Anders als vergangene Woche diskutiert, sollen diese nun doch um 0,3 Prozentpunkte angehoben werden. Dies geht aus den Beschlüssen des Gesundheitsausschusses des Bundestages hervor.
Der Ausschuss hat heute das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz final vor der Abstimmung im Plenum am morgigen Donnerstag beraten. In der Sitzung wurden mehrere Änderungsanträge beraten, die mit Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP verabschiedet wurden. Die Opposition votierte geschlossen dagegen.
Ziel der Neuregelungen ist es, die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziell zu stabilisieren. Das Defizit der GKV wird für 2023 auf rund 17 Milliarden Euro geschätzt. Der Bundeszuschuss an den Gesundheitsfonds soll daher im nächsten Jahr um zwei Milliarden Euro auf 16,5 Milliarden Euro erhöht werden. Darüber hinaus will der Bund der GKV ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von einer Milliarde Euro für die GKV gewähren.
Höhere Zusatzbeiträge gibt es für die gesetzlich Krankenversicherten. Es wird damit gerechnet, dass der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz nun doch bei 0,3 Prozentpunkten liegen könnte, obwohl der Schätzerkreis der Bundesregierung erst kürzlich noch 0,2 Prozentpunkte ins Spiel gebracht hatte.
Offenbar wird mit den vorgelegten Änderungsanträgen insgesamt weniger gespart als zunächst vorgesehen. So wird das sogenannte Schonvermögen der Krankenkassen zum Beispiel auf vier Millionen Euro erhöht. Damit soll sichergestellt werden, dass vor allem kleine Krankenkassen nach der Abschmelzung von Rücklagen noch genügend Finanzreserven behalten. Im Gesundheitsfonds fehlt dann allerdings Geld.
Keine vollständige Ersparnis dürfte es auch für die Kassen durch die Abschaffung der Neupatientenregelung geben. In den Berichterstattergesprächen und im Gesundheitsausschuss einigten sich SPD, Grüne und FDP auf eine Ersatzregelung.
Diese sieht ein gestaffeltes Anreizsystem vor, um die Terminvermittlung beim Facharzt zu beschleunigen. Die Neuregelung beläuft sich auf einen dreistelligen Millionenbetrag hieß es aus Parlaments- sowie Regierungskreisen. Ebenfalls gab es einige Änderungen bei den Arzneimitteln, etwa bei der Umsatzschwelle für Orphan Drugs.
Kritik an dem neuen Gesetz kam von den Linken. „Statt der von SPD und Grünen vor der Wahl versprochenen gerechteren Finanzierung der Krankenversicherung liefert die Ampelkoalition nun einen Rekordbeitrag von 16,2 Prozent für gesetzlich Krankenversicherte“, erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Vogler.
Dieser verstärke die Belastungen durch Inflation, Energiepreiskrise und Rezession noch. „Doch statt weiterer Belastungen braucht es endlich reale Entlastungen für die Menschen.“ Vogler fügte hinzu: „Weil dieses Durchwursteln der Ampel alles andere als nachhaltig ist, drohen schon 2024 weitere Beitragserhöhungen oder Leistungskürzungen.“
„Der überwiegende Teil der Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung wird durch die Beitragszahlerinnen und Betragszahler geschlossen. Diese weit überproportionale Belastung der Beitragszahlenden halte ich in Zeiten ohnehin steigender Kosten für falsch“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm.
Die Pläne für den Rücklagenabbau bei den Krankenkassen begrüßte er hingegen. „Die Kassenrücklagen müssen nun nicht mehr bis aufs absolute Minimum oder darüber hinaus abgebaut werden,“ sagte Storm. „Das hilft, um ein Mindestmaß an finanzieller Stabilität in den Kassenhaushalten für das kommende Jahr zu schaffen.“
Sorge bereitet ihm die zugrundeliegende Prognose der Ausgabenentwicklung. Dass der Schätzerkreis von Ausgaben im Durchschnitt der vergangenen Jahre ausgeht, hält Storm angesichts des Überfalls Russlands auf die Ukraine und den Auswirkungen auf Inflation, Energieversorgung und Lieferketten für viel zu optimistisch. Aus Storms Sicht kann das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz darum nur ein erster Schritt sein.
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