Lauterbach kündigt umfassende Änderung des Bundesklinikatlas an

Berlin – Das neue staatliche Vergleichsportal für Krankenhäuser in Deutschland, der Bundesklinikatlas, soll verständlicher und übersichtlicher werden.
„Wir unterziehen den Klinikatlas einem umfassenden Update, machen ihn für Patientinnen und Patienten sehr viel leichter verständlich“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der Rheinischen Post (heute). Der Klinikatlas ist seit rund einem Monat online abrufbar. In wenigen Tagen soll es nach Angaben des Ministers die neue Version geben.
Seit dem Start hatten unter anderem Landesgesundheitsminister, Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenhäuser das Portal scharf kritisiert. Moniert wurden etwa teils veraltete Daten. Aber auch an der Verständlichkeit für Laien zweifelten Fachleute. Manche forderten, das Portal vom Netz zu nehmen.
Bereits kurz nach dem Start des Bundesklinikatlas hatte es mehrere Updates gegeben, die aber nicht im Detail auf der Seite nachvollzogen werden können. Zum Beispiel wurden dem Bundesgesundheitsministerium zufolge Daten aktualisiert.
Neue Version zunächst mit 20 wichtigsten Eingriffen
Statt wie bisher für 23.000 verschiedene Eingriffe solle die neue Version „zunächst für die 20 wichtigsten Eingriffe zeigen, wie gut welches Haus hier ist“, wurde der Minister zitiert. Dazu sollten Gruppen von Krankheiten zusammengefasst werden.
Im Detail soll der Klinikatlas laut dem SPD-Politiker nun so funktionieren: „Geführt werden die Patienten auf der Startseite über größere Kacheln mit allgemeinen Begriffen wie zum Beispiel Krebs, Herz oder Knochen und Gelenke. Dahinter fächern wir dann einzelne Erkrankungen und Operationen auf wie Darmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bypass- und Stent-Operationen oder den Einsatz von künstlichen Knie- und Hüftgelenken.“ Später sollen weitere wichtige Gruppen von Krankheiten folgen.
Der Atlas soll über Leistungen und Behandlungsqualität der rund 1.700 Krankenhäuser in Deutschland informieren. Für den Vergleich wird die Zahl der für die jeweilige Behandlung erbrachten Fälle pro Jahr in einer Tacho-Anzeige abgebildet. „Auf diese Weise macht der Klinikatlas für alle sichtbar, warum wir eine Krankenhausreform so dringend benötigen. Komplizierte Eingriffe sollten wir nur denjenigen überlassen, die ausreichend Erfahrung haben“, sagte Lauterbach.
Der Minister wies die Kritik erneut zurück. „Zum großen Teil ist sie unberechtigt. Die verwendeten Behandlungsdaten, hinter denen 16 Millionen Versicherte stehen, stimmen. Wären Daten falsch gewesen, hätte ich den Atlas vom Netz genommen“, sagte er. Dennoch habe die Debatte gezeigt, dass der Atlas zu komplex für Laien sei.
Reaktionen fallen kritisch aus
Der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, wertete die Ankündigung als Eingeständnis Lauterbachs, dass der Atlas gescheitert sei. Er forderte eine Abschaltung und grundlegende Überarbeitung der Seite.
„Gemessen an den großen Ankündigungen, ‚endlich umfassende Transparenz für die Patienten zu schaffen‘, ist dies nichts weniger als eine Bankrotterklärung“, teilte Gaß heute mit. Der Minister habe eine völlig unzureichende Beta-Version an Patientinnen und Patienten getestet.
Bei der nun angekündigten Verringerung auf die 20 wichtigsten Eingriffe bleibe die Frage offen, wer auf welcher Grundlage über die Wichtigkeit von Operationen entscheide. Für die meisten Nutzer sei eine solche Version wohl wertlos, da die für die jeweilige Erkrankung wichtigen Informationen nicht verfügbar seien.
„Wir können diesem Gebaren auf Kosten des Steuerzahlers nur noch kopfschüttelnd zuschauen“, erklärte Gaß weiter. Die DKG wies erneut auf die schon bestehenden Angebote wie das Deutsche Krankenhausverzeichnis hin, die dem Klinikatlas überlegen seien.
Hessens Gesundheitsministerin Diana Stolz (CDU) begrüßte die Ankündigung zur Überarbeitung der Seite, angesichts der großen Schwächen sei dies dringend geboten. Sie unterstütze zwar ausdrücklich die Intention eines bundesweiten Klinikatlas. Man sei aber nach wie vor der Meinung, dass es sinnvoller gewesen wäre, zunächst die Krankenhausreform umzusetzen – und in einem zweiten Schritt den Atlas.
Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Tino Sorge, sprach von einem „Fehlstart nach Maß“, den Lauterbach mit dem Atlas hingelegt habe. Er kritisierte, dass das Portal „offensichtlich vorschnell und überhastet“ online gestellt worden sei. Lauterbach müsse die Patientinnen und Patienten um Entschuldigung bitten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: