Politik

Lauterbach sieht Fortschritte bei Long COVID in Forschung und Versorgung

  • Montag, 31. März 2025

Berlin – Im Kampf gegen Long COVID sind aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Fortschritte erzielt worden, auch wenn noch keine Heilung in Sicht ist. Der SPD-Politiker würdigte heute in Berlin unter anderem das zu diesem Thema gebildete Forschungsnetzwerk aus 30 Projekten.

Diese starke Forschungsaktivität habe über Deutschland hinaus Bedeutung, machte Lauterbach beim 5. Runden Tisch Long COVID im Bundesgesundheitsministerium (BMG) deutlich. „Die Bedeutung von Long COVID nimmt leider nicht ab“, hielt Lauterbach fest. „Ganz im Gegenteil, wir brauchen weiterhin langfristige Aufmerksamkeit für das Thema.“

Es gebe leider immer noch keine Heilung und diese sei trotz intensiver Forschung auch nicht in Sicht. Den Forschungsbedarf beschrieb er als unverändert hoch. Noch immer erkrankten Menschen neu an Long COVID, auch wenn das Risiko im Vergleich zur ersten Phase der Pandemie gesunken zu sein scheine.

Das Engagement für die Betroffenen hierzulande gewinne auch vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen in den USA an Relevanz: Die Situation an dortigen Spitzenuniversitäten könne „nur als bestürzend beschrieben werden“, sagte er.

Gerade im Bereich COVID-19 würden die Anträge sehr genau überprüft, Lauterbach sprach von einer überraschend schnellen Reaktion der Unis im Sinne einer „Selbstzensur“. Das gelte auch für Unternehmen, die ihre Schwerpunkte neu bewerteten. Er glaube, dass eine sehr schwierige Situation bevorstehe.

„Diese fünf Runden Tische haben sich gelohnt, weil sie gemündet sind in konkrete Forschungsprojekte, aber auch Versorgungsverbesserungen“, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf das Erreichte seit dem ersten Runden Tisch zum Thema im September 2023. Wichtige Grundlagen seien geschaffen worden. Er hob unter anderem verbesserte Medikationsoptionen hervor.

An den Diskussionsrunden nehmen unter anderem Fachleute aus Medizin, Forschung und Selbstverwaltung teil, aber auch Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und verschiedenen Betroffenenverbänden.

Nach BMG-Angaben sind inzwischen Projekte mit einem Gesamtvolumen von 73 Millionen Euro für die Versorgungsforschung bewilligt worden. Zudem würden Modellprojekte für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID mit insgesamt 45 Millionen Euro gefördert.

Über die Teilnehmenden des Runden Tisches sagte Lauterbach, es sei eine „ganz starke Gruppe“. Die Arbeit sei auch für andere postinfektiöse Krankheitsbilder bedeutungsvoll.

Nach Auswertung der Ergebnisse und sobald Klarheit über eine etwaige Weiterführung des Formats bestehe, werde man wieder auf die Beteiligten zukommen, betonte er mit Blick auf die politische Übergangsphase. „Ich würde mich freuen, wenn wir in dieser Konstellation weitermachen könnten“, sagte Lauterbach.

Derzeit laufen die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Wer künftig an der Spitze des Gesundheitsministeriums stehen wird, ist noch offen.

Einer der Schwerpunkte der heutigen Diskussion waren Kinder und Jugendliche mit Long COVID. Kinder seien eine besonders vulnerable Gruppe auch bei Long COVID, da dies ihre komplette Entwicklung beeinträchtigen könne, sagte Lauterbach. Vorgestellt wurden unter anderem ein Partizipationsprozess zu betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie Informations- und Austauschangebote zur Unterstützung betroffener Familien.

Uta Behrends von der TU München präsentierte das Projekt PEDNET-LC, das auf den Aufbau eines bundesweiten Netzwerks mit Versorgungszentren für Kinder und Jugendliche mit Long COVID und ähnlichen Erkrankungen abzielt. Von Seite der Betroffenenorganisationen gab es die Forderung, die in dem Bereich entstehenden Strukturen auch langfristig abzusichern.

Zudem ging es um verschiedene Defizite in der Versorgung von Long COVID und ähnlichen Krankheitsbildern beziehungsweise ME/CFS. Die Medizinerin Tanja Strieder aus Baden-Württemberg, deren Kind selbst betroffen ist, rief unter anderem zu einer breiten Weiterbildung zum Thema in der Ärzteschaft, zu mehr Aufklärung für alle Bevölkerungsgruppen und zu angepassten Optionen für die Beschulung Betroffener auf .

Strieder appellierte, bei diesem gesamtgesellschaftlichen Problem nicht wegzuschauen, man dürfe diese Menschen nicht aufgeben. Sie sprach ebenso wie Mareike Mitschele von der Betroffenenorganisation „Nicht genesen“ davon, dass auch familiäre Häufungen von Long COVID vorkämen – in manchen Familien seien beispielsweise ein Elternteil und ein Kind oder zwei Geschwisterkinder betroffen. Teils werde den Menschen nicht geglaubt. Der Aspekt sollte von humangenetischer Seite beleuchtet werden, forderte Mitschele.

Weiter diskutierte der Runde Tisch darüber, welche speziellen Patientengruppen von einer Reha profitieren könnten beziehungsweise in welchen Fällen auch ein Risiko für eine nachhaltige Verschlechterung des Gesundheitszustandes droht.

Genau zu differenzieren, sei besonders wichtig, hieß es von den Betroffenenverbänden. Sie monierten, dass es noch immer nicht genügend Wissen über das Phänomen der Post-Exertionellen Malaise (PEM) gebe.

ggr

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