Mangelnde Resilienz im Gesundheitswesen: Zustimmung zur Position des Sachverständigenrates
Berlin – Die Einschätzung des Sachverständigenrats Gesundheit, dass das Gesundheitswesen resilienter aufgestellt werden muss, trifft bei den Akteuren auf Zustimmung. Gestern hatte der Rat ein Gutachten zur Thematik „Krisenfestigkeit“ vorgelegt, im welchen umfangreiche Empfehlungen für eine Stärkung der systemischen Widerstandskraft ausgearbeitet wurden.
„Wir teilen die Kritik des Sachverständigenrats, dass das deutsche Gesundheitswesen in vielen Bereichen nicht nachhaltig und krisenfest aufgestellt ist. Auch wenn Deutschland vergleichsweise gut durch die Krise gekommen ist, hat die Pandemie wesentliche Schwachstellen offenbart“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.
Das Gutachten des Sachverständigenrates enthalte gute Ansätze, wie das System besser auf die Bewältigung von Krisensituationen vorbereitet werden kann. An vielen Stellen weise es auf Reformnotwendigkeiten hin, die schon seit Jahren bekannt sind, so Reimann.
Gehe man diese Baustellen endlich an, leiste schon dies einen wichtigen Beitrag zur Krisenresilienz des deutschen Gesundheitssystems. Der AOK-Bundesverband verwies unter anderem auf die Neuordnung der Krankenhausstrukturen und die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD).
Das Gesundheitssystem sei, und dies bringe der Sachverständigenrat treffend auf den Punkt, nicht ausreichend für den Klimawandel und seine Folgen gewappnet, warnte der BKK Dachverband. „Planetare Gesundheit muss endlich Einzug in alle Reformvorhaben des Gesundheitswesens halten und prioritär angegangen werden. Der Ressourceneinsatz im gesamten Gesundheitssystem muss darauf abgestimmt werden“, betonte Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes. Zudem müssten klimabedingte Veränderungen und Ressourcenschonung in den Ausbildungs- und Fortbildungsstrukturen fest verankert werden.
Die Coronapandemie habe gezeigt, dass die Universitätsmedizin nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Akutversorgung gespielt hat, sondern auch ein wichtiger Ansprechpartner für die Politik in zahlreichen lokalen, regionalen und nationalen Krisen- und Beratungsstäben gewesen ist, sagte Jens Scholz, Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).
„Eine gut strukturierte Transformation der Krankenhauslandschaft mit einer gestärkten Universitätsmedizin und ein dringender Nachholprozess bei der Digitalisierung sind aus unserer Sicht ganz wesentliche Faktoren für ein widerstandsfähiges Gesundheitswesen“, ergänzte Scholz.
Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages, verwies zudem auf die auch vom Sachverständigenrat festgestellte Notwendigkeit einer verstärkten Forschung. „Dafür bedarf es neuer Förderformate, die sowohl langfristig und verlässlich planbar sind als auch echte Freiräume für unkonventionelle Themen und Lösungen bieten.“
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: