Politik

Modellierungskonzept für Impfstrategie in Planung

  • Mittwoch, 10. Februar 2021
/picture alliance, Rolf Vennenbernd
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Berlin – Die vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gemeinsam mit der Gesundheitsminister­kon­ferenz (GMK) im November 2020 entwickelte „Nationale Impfstrategie“ soll auf eine verbesserte Zielge­nauigkeit und Planbarkeit der Impfstoffversorgung hin optimiert werden. Gemeinsames Ziel von Bund und Ländern ist es, die verfügbaren Impfstoffe so schnell wie möglich zu verimpfen.

Das BMG legte dazu im Vorfeld der heutigen Bund-Länder-Gespräche zu den Coronaeindämmungsmaß­nahmen ein entsprechendes Papier vor, das dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt. Es beinhaltet einen Über­blick über die aktuell bereits erfolgten Impfungen, die gelieferten Impfstoffmengen sowie die von den Herstellern bisher zugesagten Liefermengen.

Dem Papier zufolge erwartet das BMG bis Ende März demnach noch die Lieferung von 13,6 Millionen Dosen der drei bisher zugelassenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2. Die Angaben beziehen sich auf die Angaben der Her­steller. Von den 5,3 Millionen bislang gelieferten Impfdosen entfallen 4,8 Millionen auf Biontech Pfizer, 153.000 auf Moderna und knapp 346.000 auf das erst seit kurzem verfügbare Präparat von Astrazeneca.

Der Auflistung zufolge lagern derzeit noch zwei Millionen Dosen in den Ländern. Insbesondere für die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna werden für die vorgeschriebene zweite Impfung Dosen zu­rückgestellt – lediglich für das Vakzin von Astrazeneca empfiehlt das Bundesgesundheitsministerium dies nicht. Insgesamt wurden nach diesen Daten bislang insgesamt gut 3,3 Millionen Impfungen vorge­nommen.

In aktuelleren Angaben des Robert-Koch-Instituts von heute Mittag wurde eine Gesamtzahl von bislang gut 3,5 Millionen Impfungen genannt, davon gut 1,1 Millionen Zweitimpfungen. Die Impfquote wurde für die Erstimpfungen hier mit 2,9 Prozent und für die Zweitimpfungen mit 1,3 Prozent der Bevölkerung angegeben. Zumeist wurde dabei das Präparat von Biontech/Pfizer verabreicht.

Nach den Angaben des Ministeriums sind in den verbleibenden 50 Tagen des ersten Quartals rechne­risch im Durchschnitt knapp 273.000 Impfungen täglich möglich. Bislang gab es im Schnitt 116.000 Impfungen pro Tag. Beide Zahlen umfassen Erst- und Zweitimpfungen. Für das zweite Quartal sind den Her­­stellerprognosen zufolge 77,1 Millionen weitere Dosen zu erwarten, darunter 13,6 Millionen der bislang nicht zugelassenen Präparate von Johnson & Johnson sowie Curevac.

Modellierungen für den Zeitablauf

Die Aufschlüsselung umfasst auch Modellierungen, wie sich die zugesagten Impfstoffmengen im Zeitab­lauf entwickeln könnten. Demnach stünden möglicherweise im April 30 bis 40 Millionen, im Mai 50 bis 60 Millionen und im Juni über 80 Millionen Impfdosen bereit – je nach Einhaltung der Planzahlen der Hersteller.

Die Erhebung zeigt auch genauer, wer voraussichtlich wann zum Zuge kommen kann. So könnten alle drei Bevölkerungsgruppen, die vorrangig geimpft werden sollen, bis Ende Juni mindestens die erste der zwei nötigen Impfungen erhalten. Voraussetzung ist, dass die Hersteller ihre in Aussicht gestellten Impfstoffmengen auch liefern.

Damit könnten unter anderem alle Über-60-Jährigen, Lehrer, Erzieher, Polizisten und Beschäftigte in Supermärkten bis dahin eine Impfung bekommen. Sollten vorher noch weitere Impfstoffe zugelassen werden oder sich nicht alle impfen lassen wollen, könnte die Schwelle früher, also vor Ende Juni, erreicht sein.

Enthalten ist außerdem eine Modellierung der erforderlichen Impfstrukturen zur zeitnahen Verimpfung von verfügbaren Impfstoffmengen. Dazu stellt das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) ein Modell zur Verfügung, mit dem ein Abgleich zwischen den erwarteten Impfstoff­mengen und den vorhandenen beziehungsweise erforderlichen Strukturen für die Verimpfung erfolgen kann.

Eine erste Berechnung für das gesamte Bundesgebiet, unter Annahme einer linearen Belieferung der zu­gesagten Impfstoffe, deutet laut BMG-Papier darauf hin, dass die aktuell verfügbare Kapazität zur Verim­pfung in den Impfzentren einschließlich der mobilen Impfteams bereits im März/April 2021 im Hinblick auf die zu erwartende Impfstoffmenge weiter ausgebaut werden muss.

Zudem zeichnet sich laut der Analyse ab, dass die Impfzentren auch bei einer Einbeziehung der Arztpra­xen in die Verimpfung für einen längeren Zeitraum parallel weiterbestehen müssen. Um eine belastbare Datengrundlage für eine zeitnahe Steuerung der erforderlichen Kapazitäten über den Impfplan zu schaf­f­en, wollen BMG sowie die GMK unter Einbeziehung der bisherigen Erfahrungen mit der Impforganisa­tion eine umfassende Bestandsaufnahme erstellen.

Dazu sollen die erforderlichen Daten (Länder: Kapazitäten der Impfzentren einschließlich der mobilen Impfteams; Bund: erwartete Liefermengen der Impfstoffe) bis zum 17. Februar 2021 an das ZI geliefert werden. Zusätzlich soll eine Modellierung des RKI weitere Erkenntnisse darüber generieren, wie die vorhandenen Impfstoffe am effektivsten eingesetzt werden können.

Zudem soll vom RKI ermittelt werden, ab welcher Impfquote mit welchen Effekten auf das Infektionsge­schehen zu rechnen ist und wie sich dadurch zum Beispiel das Kontaktverhalten in der Bevölkerung ver­ändert. Auch soll das RKI der Frage nachgehen, wie eine langfristige Strategie zur Kontrolle von COVID-­19 (post-pandemisch) aussehen könnte.

aha/dpa/afp

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