Politik

Niedersächsische Initiative drängt auf weniger Bürokratie in Krankenhäusern

  • Dienstag, 3. September 2024
/Aliaksandra, stock.adobe.com
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Hannover – Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD), die Niedersächsische Krankenhaus­gesellschaft und die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) fordern vom Bund, rasch und deutlich Bürokratie im Krankenhaus abzubauen.

„Wir brauchen wieder mehr Vertrauen in die Leistung der Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken. Es kann nicht sein, dass über ein Drittel der Arbeitszeit des ärztlichen und pflegerischen Personals für Meldungen an die unterschiedlichsten Stellen im Bürokratiedschungel des Gesundheitswesens aufgewendet wird“, rief Philippi seinen Parteikollegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf.

Alle bestehenden und geplanten Dokumentations- und Nachweisverpflichtungen müssten auf den Prüfstand. „Eine Bürokratiefolgenabschätzung vor jedem neuen Gesetz muss Standard sein bei jeder neuen Verordnung und jeder neuen Richtlinie“, sagte der niedersächsische Gesundheitsminister und forderte eine „Schubumkehr“ beim Thema Bürokratie.

„Die immer weiter ausufernden Dokumentationspflichten und der erhebliche Bürokratieaufwand belasten Ärz­tinnen und Ärzte sowie medizinisches Fachpersonal in allen Bereichen enorm“, betonte die Präsidentin der ÄKN, Martina Wenker. Die dafür täglich aufzuwendende Zeit fehle bei der Patientenversorgung.

„Gerade in einer Zeit begrenzt zur Ver­fügung stehender Geldmittel müssen wir klug, zielgenau und verantwor­tungsvoll mit den Ressourcen umgehen“, sagte sie. Wenn die bürokratische Arbeit um nur eine Stunde pro Tag verringert würde, könnten laut Initiative rechne­risch mehr als 1.700 Vollkräfte im ärztlichen und etwa 4.000 Vollkräfte im Pflegedienst freigesetzt werden.

„In Zeiten des Fachkräftemangels können wir uns eine Verschwendung von Arbeitskraft, die dringend im OP und am Krankenbett gebraucht wird, nicht mehr leisten. Durch eine konsequente Entbürokratisierung können wir das Fachkräfteproblem deutlich entschärfen“, sagte der Verbandsdirektor der Niedersächsischen Krankenhaus­gesellschaft, Helge Engelke.

Beispiele für ausufernde Bürokratie gab Alexander Poppinga, Vorstand Medizin des Evangelischen Krankenhau­ses Oldenburg: „So müssen auch die Kliniken die Anforderungen des Lieferkettengesetzes erfüllen oder sind verpflichtet, Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen“, erläuterte er.

Poppinga warnte, die Motivation bei Mitarbeitern schwinde, weil sie ihrem originären Auftrag der Patienten­be­handlung nicht in ausreichendem Maße nachkommen könnten und sich gleichzeitig einem ausgefeilten Kon­trollsystem gegenüberstehend sähen, das ihnen immer wieder suggeriere, ihre Arbeit sei fehlerhaft.

Eine Möglichkeit für eine Wende ist der Initiative zufolge die anstehende Krankenhausreform: „Machen Sie ernst mit dem Bürokratieabbau in den Krankenhäusern! Nutzen Sie die Krankenhausreform, um die Kliniken von un­nötigem Ballast zu befreien! Leisten Sie einen Beitrag zum effizienten Personaleinsatz in Zeiten des Fachkräfte­mangels. Weniger Bürokratie ist gleich mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten“, betonte Philippi.

hil/dpa

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