Nur noch wenige Nachweise von impfstoffabgeleiteten Polioviren im Abwasser

Berlin – In nur noch zwei Abwasserproben wurden hierzulande zirkulierende impfstoffabgeleitete Polioviren Typ 2 (cVDPV2) in den vergangenen drei Monaten festgestellt, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) heute mitgeteilt hat (Epidemiologisches Bulletin 2025, DOI: 10.25646/13110): Mitte Januar in Düsseldorf und Ende März in Hamburg. Dem RKI sei weiterhin kein Fall einer Poliomyelitis übermittelt worden.
„Zwar hat sich die Situation damit deutlich entschärft, einzelne Nachweise sind aber weiterhin nicht ausgeschlossen“, schreibt das RKI. Ende des letzten Jahres hatte es Nachweise von cVDPV2 an einigen Standorten in Deutschland gegeben, teilweise über mehrere Wochen (Epidemiologisches Bulletin 2025, DOI: 10.25646/12988), das Deutsche Ärzteblatt hatte berichtet.
Es sei nach wie vor davon auszugehen, dass es sich bei den cVDPV2-Nachweien um multiple, parallele Importe aus einem oder mehreren bisher nicht identifizierten Ländern handelt, wie es im heute erschienenen Bericht heißt. Hinweise auf eine lokale Übertragung gebe es bislang nicht. Allerdings ließen sich lokal und zeitlich begrenzte Transmissionen nicht ausschließen.
„Obwohl Abwasserproben eine vollständige Abwesenheit von cVDPV2 nicht beweisen können, spricht die aktuelle Befundlage dafür, dass keine umfassendere Transmission erfolgt ist“, so die Bewertung des RKI.
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommt der Polio-Notfallausschuss der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Eine lokale Übertragung könne weder bewiesen noch ausgeschlossen werden, heißt es im RKI-Beitrag. Es bestehe aber keine Gefahr, dass sich die Viren von Deutschland aus in andere Länder verteilen.
Das Komitee hatte sich Anfang März getroffen, auf globaler Ebene schätzt es die Verbreitung von Polioviren in einem Statement zu der Sitzung weiterhin als eine gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite (public health emergency of international concern, PHEIC) ein. Diese Notlage gilt seit 2014, sie wird vierteljährlich durch den Ausschuss überprüft.
Eine wichtige Maßnahme, um Poliomyelitis vorzubeugen, ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat in einer Stellungnahme daher auf ihre Empfehlungen verwiesen. So sollen vor allem Kleinkinder geimpft und Impflücken geschlossen werden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: