Politik

Nutzen der Traktionstherapie bei Gewebeverhärtung am Penis unklar

  • Freitag, 27. Oktober 2023
/Syda Productions, stock.adobe.com
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Köln – Bei der Behandlung einer Gewebeverhärtung am Penis (Induratio penis plastica, IPP) gibt es erhebliche Forschungslücken. Darauf hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nach einer Analyse hingewiesen.

Der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) hatte das Institut damit beauftragt zu prüfen, ob sich die Gewe­be­verhärtung mithilfe einer Traktionstherapie verbessern lässt und sich Symptome wie Peniskrümmung bei Erektion, Schmerz oder eine eingeschränkte Sexualfunktion mindern lassen. Das IQWiG hat jetzt seinen Ab­schlussbericht veröffentlicht.

Die IPP ist eine gutartige, erworbene Erkrankung der Bindegewebsschicht, die den Penisschwellkörper um­gibt. Es kommt zu einer Plaquebildung, die dazu führt, dass das Gewebe an Elastizität verliert und sich der Penis vor allem im erigierten Zustand verformt und sich typischerweise verkrümmt. Die Erkrankungsursache ist nicht genau bekannt. Als Hauptursache werden wiederholte Mikrotraumen vermutet.

Die IPP kann die Sexualfunktion und die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Etwa ein Drittel der betroffenen Männer berichtet, an erektiler Dysfunktion zu leiden. Operative Therapien nehmen dem Ab­schlussbericht zufolge einen relevanten Stellenwert ein, um die Peniskrümmung zu reduzieren und die sexuelle Funktion wiederherzustellen.

Die vom IQWiG geprüfte penile Traktionstherapie ist hingegen eine konservative Behandlungsmöglichkeit, bei der der Penis mittels kontrollierter Dehnung mechanisch gestreckt wird. Die mechanische Streckung soll über verschiedene zelluläre Prozesse zu einer Remodellierung des Bindegewebes führen und dadurch die Krümmung reduzieren.

Die IQWiG-Arbeitsgruppe identifizierte zwei randomisierte kontrollierte Studien zu der Therapie. Beide be­ziehen sich auf den Vergleich einer penilen Traktionstherapie gegenüber keiner Behandlung.

Die Daten zeigen laut den IQWiG-Wissenschaftlern, dass die Traktionstherapie unmittelbar im Anschluss an die dreimonatige Behandlung die durch die Erkrankung verursachte Krümmung des Penis stärker reduzierte als keine Behandlung. Allerdings lagen keine verwertbaren Daten dazu vor, ob dieser Effekt längerfristig anhält.

Zu den Endpunkten Schmerzen, sexuelle Funktion und Belastung durch Symptome zeigten sich keine Vorteile, sodass kein Anhaltspunkt für einen Nutzen der Traktionstherapie im Vergleich zu keiner Behandlung abgelei­tet wurde. Zu den Endpunkten psychische Beeinträchtigung und gesundheitsbezogene Lebensqualität lagen laut dem IQWiG keine Daten vor.

„Aufgrund der Studiendaten zeigt die Traktionstherapie zwar keinen Nutzen, wohl aber ein Potenzial“, lautet das Fazit des Instituts. Die Traktionstherapie könnte möglicherweise eine Alternative für Patienten sein, die wegen ihrer Krankheitsphase nicht für eine chirurgische Behandlung infrage kommen oder für Patienten, die einen invasiven Eingriff aufgrund der damit verbundenen Risiken ablehnen.

Das Institut empfiehlt zur Prüfung des Potentials der Methode eine zweiarmige multizentrischen hochwertige Studie mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens einem Jahr. So ließen sich mögliche positive wie auch negative Effekte der Traktionstherapie gegenüber keiner Behandlung nachweisen.

„Dabei sollten patientenrelevante Zielgrößen berücksichtigt werden, insbesondere auch sexuelle Funktion, Schmerzen, Belastung durch die Symptome, gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie Nebenwirkungen der Behandlung“, hieß es aus der IQWiG-Arbeitsgruppe.

hil

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