Politik geht laut Umfrage nicht ausreichend gegen Pflegenotstand vor

Köln – Gut vier von fünf Menschen in Deutschland sind der Meinung, die Politik geht nicht ausreichend gegen den „Pflegenotstand“ vor. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten YouGov-Umfrage im Auftrag der Malteser. Auch zeigten sich gut drei Viertel (77 Prozent) der Befragten besorgt über die Pflege in Deutschland.
Trotzdem hat sich laut Umfrage knapp die Hälfte noch keine Gedanken gemacht, wie sie selbst einmal im Alter gepflegt werden möchte. Jeweils 14 Prozent wollten jedoch von Familie und Freunden oder von einem ambulanten Pflegedienst gepflegt werden. Zehn Prozent wollten in eine Senioren-WG ziehen, fünf Prozent in eine Altenhilfeeinrichtung.
Generell befürchteten die Befragten eine Verschlechterung der Pflegebedingungen sowie Einbußen der Lebensqualität im Falle der Pflegebedürftigkeit. Jeder Zweite gab an, sich um die Bezahlbarkeit der Pflege und den Verlust der Selbstständigkeit zu sorgen.
Zur Vorsorge führt das jedoch nicht. Laut Umfrage sorgt die Mehrheit nicht aktiv für die Pflege im Alter vor. Nur jeder Fünfte hat demnach finanzielle oder juristische Vorbereitungen und nur vier Prozent haben organisatorische Vorbereitungen getroffen.
Deutlich wurde auch: Pflege bleibt Frauensache. Fast jede zweite Frau, aber nur jeder dritte Mann hat laut der Umfrage schon die Pflege von jemandem begleitet. Das geschieht am ehesten in der Familie. Knapp jeder Dritte (29 Prozent) hat bereits ein Familienmitglied mit betreut. Außerhalb der Familie waren es nur neun Prozent.
Dabei fehlen bereits Zehntausende Pflegekräfte; bis zum Jahr 2049 können es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bis zu 690.000 sein. Das motiviert aber nicht zur ehrenamtlicher Pflege außerhalb der Familie. 56 Prozent können sich das nicht vorstellen. Als Hauptgründe (jeweils 34 Prozent) nannten sie Zeitmangel und das Unbehagen, fremden Menschen zu nahe zu kommen.
Wer aber bereit ist, kann sich am ehesten vorstellen, Pflegebedürftige zu besuchen und sich mit ihnen zu unterhalten (66 Prozent), sie bei Ausflügen zu begleiten oder ihnen im Haushalt zu helfen. Am stärksten motiviert der Wunsch, Gutes zu tun (57 Prozent), aber auch später selbst Hilfe zu erhalten (53 Prozent).
Die mit dem Pflegenotstand verbundenen Probleme dürften nicht auf die Versorgung körperlicher Beschwerden reduziert werden, betonte Clementine Perlitt, Generaloberin und Vizepräsidentin des Malteser Hilfsdienst.
„Pflegebedürftigkeit bringt viele Begleitprobleme mit sich: vom Bewältigen alltäglicher Aufgaben bis hin zu eingeschränkter Teilhabe am sozialen Leben.“ Wer ehrenamtlich Pflegebedürftige begleitet, könne viel bewirken: eine Steigerung der eigenen Lebensqualität sowie eine Entlastung von Angehörigen.
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