Politik

RKI-Präsident warnt vor SARS-CoV-2-­Infektionen in Pflegeeinrichtungen

  • Donnerstag, 3. Dezember 2020
Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). /picture alliance, Michael Kappeler
Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). /picture alliance, Michael Kappeler

Berlin – Die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland muss aus Sicht des Robert-Koch-Ins­ti­tuts (RKI) deutlich stärker gesenkt werden, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen. Die Lage bleibe weiter „sehr angespannt“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler heute. Trotz erster Erfolge der Eindämmungsmaßnahmen der vergangenen Wochen, die die Fallzahlen als ersten Erfolg stabilisiert hätten, seien sie immer noch zu hoch und würden „nicht spürbar“ sinken.

Die Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle steige von Woche zu Woche, es sei mit vielen weiteren Fällen zu rechnen. In einigen Regionen befänden sich Krankenhäuser bereits an den Belastungsgrenzen – zudem dringe das Coronavirus vermehrt in Pflegeeinrichtungen vor. Wieler verwies diesbezüglich da­rauf, dass in Pflegeheimen ein hohes Lethalitätsrisiko für infizierte Bewohner bestehe. Bislang (Stand 2. Dezember) seien bereits 5.292 Tote zu verzeichnen – jeder fünfte Infizierte sei verstorben.

Offensichtlich seien die Maßnahmen zur Vermeidung von Coronainfektionen in Pflegeeinrichtungen „nicht vergleichbar erfolgreich“ wie in Krankenhäusern verbessert worden. Die durchschnittliche Anzahl von Betroffenen pro Ausbruch sei in etwa genauso hoch wie in der ersten Coronawelle. Wieler forderte die Träger von Alten- und Pflegeheimen dazu auf, für ausreichende Ressourcen und Maßnahmen zu sor­gen. Die Heime müssten auch von den Gesundheitsämtern unterstützt werden.

Wieler rief eindringlich dazu auf, Regeln zu Abstand, Hygiene und Alltagsmasken „immer und überall“ zu beherzigen – mit Verantwortungsbewusstsein und Compliance könne man und müsse die Gesellschaft Risikogruppen schützen.

Vorschläge, vermehrte Coronatests an Schulen durchzuführen, nannte Wieler sinnvoll, wenn dies in ein Hygienekonzept eingebettet sei. So könnte an jeder Schule einen Lehrer als Hygienebeauftragter einge­setzt werden, um die Tests sinnvoll einzusetzen. Die Gesundheitsbehörden sollten die Lehrer dafür aus­bilden.

In Deutschland wurden laut RKI zu heute 22.046 neue SARS-CoV-2-Infektionen binnen 24 Stunden ge­meldet. Mit 479 neuen Todesfällen innerhalb eines Tages gab es den zweithöchsten Stand seit Beginn der Coronapandemie. Um die Virusausbreitung einzudämmen, hatten Bund und Länder beschlossen, den seit Anfang November geltenden Teillockdown mit Schließungen zahlreicher Einrichtungen bis 10. Ja­nuar 2021 zu verlängern.

aha/dpa/afp

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