Politik

Saarland beginnt Ausstieg aus Lockdown

  • Donnerstag, 25. März 2021
Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlands (CDU)/ picture alliance, Jens Krick
Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlands (CDU)/ picture alliance, Jens Krick

Saarbrücken – Das Saarland will die Coronamaßnahmen nach Ostern in einem Modellprojekt weitrei­chend lockern: Vom 6. April an – dem Dienstag nach Ostern – sollen unter anderem Kinos, Theater, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen.

Voraussetzung sei ein negativer Schnelltest, der nicht älter als 24 Stunden sein dürfe, sagte Minister­präsident Tobias Hans (CDU) heute. „Wir wollen damit den Menschen eine Perspektive bieten, um gerade im Frühling wieder etwas mehr Lebensqualität genießen zu können.“

Hans sprach sich für neue Wege in der Pandemiebekämpfung aus. „Es muss uns nach einem Jahr Corona­pandemie mehr einfallen als nur zu schließen und zu beschränken“, sagte der Regierungschef. A und O seien die Tests, mit denen wieder mehr privates und auch mehr öffentliches Leben möglich werde.

Bei privaten Treffen und Veranstaltungen im Freien sollen nach dem Osterwochenende im Saarland bis zu zehn Personen erlaubt sein. Auch Kontaktsport im Außenbereich soll dann wieder möglich sein – im­mer in Verbindung mit einem negativen Test. Wenn alles gut laufe, könne es weitere Öffnungsschritte nach dem 18. April geben – in der Gastronomie, beim Ehrenamt, in den Schulen.

Bund und Länder hatten beim jüngsten Coronagipfel beschlossen, dass die Länder in einigen ausgewähl­ten Regionen zeitlich befristete Modellprojekte starten könnten – „mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept“, um einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens zu öffnen – und um dies zu untersu­chen. Die Zeitspanne des Projekts im Saarland war zunächst unklar.

Es gebe viele Bundesländer, die angekündigt hätten, solche Modellregionen jetzt ausweisen zu wollen. „Wir sind aber das einzige Bundesland, dass das als Ganzes tut. Deswegen nennen wir unser Projekt auch das Saarland-Modell“, sagte Hans. Das Saarland habe dafür beste Voraussetzungen: Zum einen sei die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche – mit derzeit um die 70 eine der niedrigsten bundesweit.

Zum zweiten verfüge das kleinste Flächenland Deutschlands über eine gute Infrastruktur für Tests. Es gebe mehr als 350 Orte, an denen Bürger mehrfach die Woche kostenfreie Antigen-Schnelltests machen könnten. Zudem sei die Impfquote hoch. Bislang seien rund 150.000 Impfungen gegen das Coronavirus vorgenommen worden, davon 110.000 Erstimpfungen. Mit einer Quote von 11,4 Prozent bei den Erstim­pfungen liege das Land an der Spitze der Bundesländer, sagte Hans.

Kritik kam vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. „Der Kurs des Saarlandes ist fahrlässig. Die Modellregion im Saarland ist ein Experiment, das zu einer schnellen Verbreitung gefährlicherer Mutatio­nen in Deutschland führen kann“, sagte er der Rheinischen Post. Das Saarland habe von anderen Bundes­ländern „mehr Impfstoff gegen Mutanten bekommen und geht jetzt ins Risiko. Das macht keinen Sinn.“

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sieht das Vorhaben ebenfalls sehr kritisch. „Dafür habe ich kein Verständnis“, erklärte sie heute in Schwerin. „Solidarität ist keine Ein­bahnstraße.“

Das Saarland erhalte 80.000 zusätzliche Dosen Impfstoff, weil es dort die südafrikanische Mutation ge­be. „Das ist auf die Einwohnerzahl gerechnet eine große Menge“, so Schwesig. „Wie sollen andere Länder ihren Bürgern erklären, dass sie keine zusätzlichen Impfstoff erhalten und diese Öffnungsschritte nicht gehen können?“

dpa

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