Sachsen-Anhalt: Knapp 110.000 Impfdosen verworfen

Magdeburg – Erst gab es zu wenig Coronaimpfstoff, jetzt muss er teilweise entsorgt werden: In Sachsen-Anhalt sind bislang knapp 110.000 Impfdosen verworfen worden. Das teilte das Gesundheitsministerium in Magdeburg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Gründe dafür seien die Unterbrechungen in der Kühlkette sowie abgelaufener Impfstoff.
„Wenn Haltbarkeitsverlängerungen durch die Hersteller in Aussicht gestellt werden und die entsprechenden Impfstoffe noch tiefgekühlt sind, werden diese bis zu einer Entscheidung zunächst aufbewahrt“, hieß es seitens des Ministeriums weiter.
Aktuell hat das Land noch etwa 100.000 Impfdosen auf Lager. Überschüssiger Impfstoff kann laut Ministerium seitens des Landes nicht einfach gespendet werden, da er durch den Bund zur Verfügung gestellt wird.
Bis Ende 2021 sind rund 63.700 Vektorimpfdosen und 55.500 Dosen der mRNA-Impfstoffe an den Bund zurückgegeben worden. Aktuellere Zahlen konnte das Ministerium zunächst nicht nennen.
Die Nachfrage nach Impfungen ist bundesweit in den letzten Wochen immer weiter zurückgegangen. Nach Angaben des Impfdashboards des Bundesgesundheitsministeriums wurden vor den Osterfeiertagen nur noch einige Zehntausend Dosen pro Tag verabreicht. Im vergangenen Dezember waren es teilweise täglich mehr als eine Million Impfungen pro Tag.
Bis einschließlich vorgestern haben in Sachsen-Anhalt laut Gesundheitsministerium rund 1,57 Millionen Menschen (72,0 Prozent) die Erstimpfung erhalten. Gut 1,6 Millionen Personen (73,3 Prozent) sind grundimmunisiert und 1,19 Menschen (54,7 Prozent) haben eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Die Zahlen von Erst- und Zweitimpfung können voneinander abweichen, da als grundimmunisiert auch Personen zählen, die eine Impfung nach Genesung erhalten haben.
Aus den Landtagsfraktionen in Sachsen-Anhalt kam Kritik am Umgang mit den Impfstoffen gegen das Coronavirus. Die vielen verworfenen Impfdosen seien ein Zeichen dafür, dass die Anstrengungen zur Steigerung der Impfbereitschaft leider nicht den erhofften Erfolg gezeigt hätten, sagte CDU-Gesundheitspolitiker Tobias Krull.
Statt die Impfdosen wegzuwerfen, hätten sich die Grünen, die Linken und die CDU gewünscht, dass die Vakzine rechtzeitig an Drittländer abgegeben worden wären. „Damit hätte Sachsen-Anhalt den weltweiten Kampf gegen die Pandemie unterstützen können“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Susan Sziborra-Seidlitz.
FDP-Gesundheitspolitiker Konstantin von Pott forderte in diesem Zusammenhang die nötigen rechtlichen Voraussetzungen, dass der nicht benötigte Impfstoff für ärmere Länder gespendet werden könne. Das Gesundheitsministerium hatte erklärt, dass überschüssiger Impfstoff seitens des Landes nicht einfach als Spende abgegeben werden könne, da er vom Bund zur Verfügung gestellt werde.
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