Politik

SPD für zusätzliche Regeln gegen überzuckerte Kinderlebensmittel

  • Mittwoch, 4. November 2020
/picture alliance, Frank May
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Berlin – Die SPD im Bundestag dringt auf zusätzliche Vorgaben, um eine ausgewogenere Ernährung vor allem von Kindern zu erreichen. „Freiwillige Vereinbarungen reichen nicht. Wir brauchen verbindliche Maßnahmen für ein gesünderes Ernährungsumfeld und bes­sere Produkte“, sagte die SPD-Ernährungsexpertin Ursula Schulte heute.

In einem Positionspapier fordert die Fraktion, an Kinder gerichtete Werbung für ungesun­de Lebensmittel zu verbieten. Zudem müssten Zucker, Fett und Salz in solchen „Kinderle­bensmitteln“ deutlich reduziert werden.

Kinder seien durch überall präsente überzuckerte Produkte falschen Essanreizen ausge­setzt, kritisierte Schulte. Wie es im SPD-Papier weiter heißt, müsse auch Schluss mit „Quengelkassen“ in Supermarkt sein – also Süßigkeiten auf Augenhöhe von Kindern im Wartebereich vor Kassen. Generell sollten Anreize stärker genutzt werden, etwa bessere Produktplatzierungen für gesündere Angebote in Kantinen und Handel.

So könnten Angebote frischer, vegetarischer Speisen erweitert und statt Süßspeisen Salat oder Obst prominent präsentiert werden – in Supermärkten nicht Fertiggerichte, sondern Gemüse.

Die SPD fordert zudem eine breite Beteiligung von Herstellern und und Handel am neuen farbigen Logo Nutri-Score. Der Bundesrat hatte einer Verordnung von Bundesernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU) zugestimmt, die den Rechtsrahmen für eine freiwillige Verwendung schafft. Sie soll noch November in Kraft treten.

Das aus Frankreich stammende System bezieht neben Zucker, Fett und Salz auch empfeh­lenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe in eine Gesamtbewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an – auf einer fünfstufigen Skala von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste.

Erste Produkte damit sind schon in den Läden zu sehen. Das neue Logo soll die Nähr­wert­­­tabellen auf den Packungsrückseiten ergänzen. Eine vom Bundeskabinett Ende 2018 beschlossene „Reduktionsstrategie“ sieht zudem vor, dass sich Hersteller zu Änderungen bei den Zutaten bis 2025 verpflichten.

Ärzte und Verbraucherschützer kritisieren das Vorgehen auf freiwilliger Basis. Zucker in Kräuter- und Früchtetees für Babys und Kleinkinder hatte Klöckner verboten.

Zum Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion kommentierte Monika Kellerer, Präsi­den­tin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): „Von Seiten der Wissenschaft be­grü­ßen wir ausdrücklich die Forderung nach einem Verbot des Kindermarketings für unge­sunde Produkte und einer Schulverpflegung nach den Standards der DGE.“

Ungesunde Ernährung und Übergewicht treffe ärmere Kinder deutlich häufiger – damit dürfe man sich als Gesellschaft nicht abfinden. Es sei richtig, dass die Politik hier für mehr Chancengleichheit aktiv wird.

dpa

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