Politik

SPD und Grüne wollen auch in Deutschland Rauchverbot im Freien

  • Freitag, 30. Mai 2025
/JK2507, stock.adobe.com
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Berlin/Düsseldorf – SPD und Grüne wollen dem Beispiel Frankreichs folgen und plädieren auch in Deutschland für umfassende Rauchverbote.

„Das neu eingeführte Rauchverbot in Frankreich im öffentlichen Raum ist ein mutiger Schritt, setzt ein klares Zeichen für den Gesundheits- und Kinderschutz und sollte auch in Deutschland als Vorbild dienen“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dagmar Schmidt, der Rheinischen Post.

Die französische Regierung hatte ein Rauchverbot an öffentlichen Orten wie Parks, Bushaltestellen und vor Schulen verkündet. Es soll ab Juli dort gelten, wo sich auch Kinder aufhalten. Es umfasst außerdem Strände und Sportanlagen.

Insbesondere Kinder seien den gesundheitsschädlichen Folgen des Passivrauchens schutzlos ausgeliefert, erklärte Schmidt. „Ob auf Spielplätzen, in Parks oder an Bushaltestellen: Kinder atmen die gleiche Luft wie Erwachsene, doch ihre Körper sind deutlich empfindlicher“, so die SPD-Gesundheitsexpertin.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Janosch Dahmen, sagte der Zeitung: „Ein Rauchverbot an öffentlichen Orten, wie es Frankreich plant, ist richtig – auch für Deutschland.“ Wer Kinder wirksam schützen wolle, müsse ihre alltägliche Umgebung rauchfrei machen.

Das allein reiche aber nicht, so der Grünenpolitiker: „Frankreich ist längst weiter: mit deutlich höheren Tabaksteuern, Verkaufsverboten außerhalb lizenzierter Fachläden und einem umfassenden Werbe- und Sponsoringverbot.“

Nicht nur zum Schutz von Kindern, „sondern auch angesichts der jährlich über 30 Milliarden Euro, die unsere Krankenkassen für die Behandlung rauchbedingter Erkrankungen aufbringen müssen, brauchen wir solche Maßnahmen auch in Deutschland“, so Dahmen.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) unterschätzen die Menschen in Deutschland weiterhin die Gesundheitsrisiken von Tabak- und Nikotinprodukten. „80 Prozent aller Herzinfarkte bei Patientinnen und Patienten unter 45 Jahren können direkt auf das Rauchen zurückgeführt werden. Das Risiko für einen Herzinfarkt ist bei Rauchenden etwa zwei- bis dreimal so hoch wie bei Nichtrauchenden“, warnt der DGK-Präsident Stefan Blankenberg anlässlich des Weltnichtrauchertages Ende Mai.

Auch E-Zigaretten erhöhten durch die hohe Konzentration von Nikotin den Blutdruck und die Herzfrequenz. Über Aerosole gelangten außerdem Schadstoffe wie Propylenglykol und Glycerin in den Körper, störten den Gasaustausch in der Lunge und beeinträchtigten die Sauerstoffversorgung des Herzens, hieß es aus der Fachgesellschaft. „Aus US-Studien wissen wir, dass die Nutzung von E-Zigaretten das Risiko, später täglich Tabakzigaretten zu rauchen, um das Dreifache erhöht“, so Blankenberg.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert anlässlich des Weltnichtrauchertages, unverzüglich alle Aromastoffe in Tabak- und Nikotinprodukten, einschließlich Zigaretten, Pouches, Wasserpfeifen und E-Zigaretten, zu verbieten, um Jugendliche vor Sucht und Krankheiten zu schützen. „Aromen wie Menthol, Kaugummi und Zuckerwatte überdecken die Härte von Tabak- und Nikotinprodukten und machen giftige Produkte zu jugendfreundlichen Ködern“, hieß es aus der WHO.

Die DGK warnt außerdem vor den Gefahren des Passivrauchens. Nötig seien mehr rauch- und aerosolfreie Zonen in der Öffentlichkeit. Dies betreffe unter anderem Spielplätze, die Terrassen von Cafés und Restaurants, Bus- und Straßenbahnhaltestellen und Fußgängerzonen. Eine Vorbild dazu könnte Frankreich sein.

Gute Nachrichten für zukünftige Nicht-Raucher hat die Deutsche Atemwegsliga: Danach verbessert sich schon zwei bis drei Tage nach dem Rauchstopp der Geschmacks- und Geruchssinn, nach zwei Wochen steigt die Körperenergie und es folgt ein gesünderes Hautbild. Nach ein bis drei Monaten bessern sich Husten, Luftnot und Schleimbildung.

Die Zahl der Rauchenden in Deutschland sinkt laut der Liga seit Jahren: Von 22 Millionen im Jahr 2000 auf voraussichtlich 16 Millionen im Jahr 2025. „Allerdings ist die Zahl der jährlichen Aufhörversuche rückläufig: Zuletzt versuchten nur noch rund 15 Prozent der Rauchenden mindestens einmal jährlich aufzuhören“, hieß es aus der Atemwegsliga.

Der Verband weist außerdem daraufhin, dass in Deutschland nur rund 13 Prozent der Rauchenden evidenzbasierte Methoden wie Medikamente oder professionelle, verhaltensorientierte Unterstützung zum Rauchstopp nutzten. Weltweit liege der Schnitt bei circa 31 Prozent.

„Beim Rauchstopp mithilfe medizinischer Unterstützung haben wir in Deutschland Aufholbedarf, dabei ist der mögliche Erfolg der Methoden längst belegt“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Atemwegsliga Carl-Peter Criée. Der Weltnichtrauchertag wurde 1987 von der WHO ins Leben gerufen und findet jedes Jahr am 31. Mai statt.

kna/hil

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