„Stambulante“ Pflege geplant

Mainz – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant weitere Reformen in der Pflege. Im ZDF-Morgenmagazin kündigte er unter anderem an, eine „stambulante“ Pflege einzuführen – als Mischung aus stationär und ambulant.
„Wir werden eine neue Pflegeform einführen: stambulante Pflege“, sagte Lauterbach. „Wo wir helfen werden, dass diejenigen, die jetzt noch in die stationäre Pflege müssen, in den eigenen vier Wänden bleiben können, aber trotzdem die Art Pflege bekommen, die sie auch bekämen, wenn sie stationär wären. Damit wollen wir auch diese Notwendigkeit, überhaupt stationär gepflegt zu werden, abwenden."
Derzeit wird der weit überwiegende Teil der pflegebedürftigen Menschen ambulant versorgt. Von den 5,2 Millionen pflegebedürftigen Menschen galt dies Ende 2023 für 4,4 Millionen (84 Prozent). 3,1 Millionen Menschen wurden überwiegend durch Angehörige gepflegt. 700.000 Menschen (13 Prozent) wurden vollstationär und rund 140.000 (3 Prozent) in stationären Einrichtungen der Eingliederungshilfe versorgt.
Der Deutsche Pflegerat reagierte zurückhaltend auf das Konzept. „Wir unterstützen neue Versorgungsformen und sind bei Innovationen gern dabei“, sagte Pflegeexperte Thomas Meißner. Allerdings würden die Hauptprobleme der Pflege durch eine stambulante Versorgung nicht gelöst.
Meißner verwies auf einen großen Mangel an Fachpersonal und geeignete Räumlichkeiten. Zudem seien der stationäre und der ambulante Bereich in Deutschland auch rechtlich und versicherungstechnisch strikt getrennt.
Um Mischformen zu ermöglichen, bedürfe es zahlreicher Reformen der Vorschriften. Meißner verwies auf das bereits bestehende Modell von Alten-Wohngemeinschaften. Sie würden mittlerweile durch Rechtsvorschriften – etwa zu Brandschutz oder Hygiene – so stark reguliert, dass jegliche Flexibilität verloren gehe.
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